Atriale Hochfrequenzepisode
Synonyme: stummes Vorhofflimmern, subklinisches Vorhofflimmern, inzidentell detektiertes Vorhofflimmern
Englisch: atrial high rate episode, AHRE
Definition
Atriale Hochfrequenzepisoden, kurz AHRE oder AHFE, sind kurze atriale Tachyarrhythmien, die von implantierten Geräten aufgezeichnet werden und asymptomatisch verlaufen. Sie gelten als (fakultative) Vorstufe des Vorhofflimmerns.
Hintergrund
Herzschrittmacher oder implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) zeichnen dauerhaft den Herzrhythmus auf und speichern diese EKG-Daten ab. Rückwirkend kann dann eine Abfrage und Interpretation der Daten erfolgen. So lassen sich asymptomatische Episoden von Vorhof-Tachyarrhythmien auch außerhalb einer gezielten Abklärung von Herzrhythmusstörungen (z.B. nach Synkope oder Schlaganfall) dokumentieren.
Nomenklatur
Oft wird der Begriff AHRE synonym zum subklinischen Vorhofflimmern verwendet, für Letzteres muss jedoch eine Bestätigung als Vorhofflimmern, Vorhofflattern oder Vorhoftachykardie nach visueller Überprüfung vorliegen.
Epidemiologie
Bei 30 bis 70 % der Patienten mit implantierten Geräten sind atriale Hochfrequenzepisoden detektierbar.
Kriterien
Laut der aktuellen Leitlinie (2020) der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und European Society of Cardiology müssen für eine atriale Hochfrequenzepisode folgende Kriterien vorliegen:[1]
- bisher kein per Oberflächen-EKG diagnostiziertes klinisches Vorhofflimmern
- keine mit Vorhofflimmern assoziierten Symptome (Palpitationen, Dyspnoe, vegetative Symptomatik)
- das implantierte Gerät besitzt eine atriale Ableitung
- die Episode entspricht den programmierten Kriterien des Gerätes:
- > 175 bpm
- ≥ 5 min
- Ausschluss von Artefakten durch visuelle Überprüfung
Diagnostik
Sind atriale Hochfrequenzepidosen aufgezeichnet worden, sollte eine kardiologische Beurteilung mittels 12-Kanal-EKG angeschlossen werden. Zudem ist die Erfassung von individuellen kardiovaskulären Risikofaktoren und des thromboembolischen Risikos (CHA2DS2-VASc-Score) notwendig.
Eine regelmäßige Kontrolle ist wichtig, um ein Fortschreiten in ein klinisches Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen.
Therapie
Längere atriale Hochfrequenzepisoden von mehr als einer Stunde sind mit einem erhöhten Risiko für ischämische Schlaganfälle, Embolien und andere kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert. Liegt bereits ein erhöhtes individuelles Schlaganfallrisiko vor (CHA2DS2-VASc-Score von > 2 Punkten bei Männern und > 3 Punkten bei Frauen), kann eine prophylaktische Einnahme von oralen Antikoagulanzien (z.B. DOAKs) sinnvoll sein. Eine einheitliche Empfehlung für die routinemäßige gerinnungshemmende Behandlung besteht hier jedoch aktuell (2021) nicht, da aussagekräftige Studiendaten fehlen.
Quellen
Literatur
- Camm et al: Atrial high-rate episodes and stroke prevention EP Europace, 2016
- Glotzer et al: Atrial high rate episodes detected by pacemaker diagnostics predict death and stroke: report of the Atrial Diagnostics Ancillary Study of the MOde Selection Trial (MOST) Circulation, 2003