CHA2DS2-VASc-Score
Englisch: CHA2DS2-VASc-Score
Definition
Der CHA2DS2-VASc-Score ist eine Weiterentwicklung des CHADS2-Scores, die vor allem in Europa, seit 2014 aber auch in den USA verwendet wird. Er dient wie der CHADS2-Score der Risikoabschätzung eines Schlaganfalls bei Vorhofflimmern.
In den ESC-Guidelines von 2024 wird eine aktualisierte Variante des Scores empfohlen, in der die Kategorie "weibliches Geschlecht" ("Sc") nicht mehr vorkommt. Sie heißt CHA2DS2-VA-Score.[1]
Hintergrund
Der CHA2DS2-VASc-Score lässt eine etwas feinere Differenzierung bei Patienten mit geringem Schlaganfallrisiko zu und ermöglicht so ggf. eine bessere Risikostratifizierung. Die Sinnhaftigkeit dieses Scores wurde anfangs kontrovers diskutiert.
Gegenüber dem CHADS2-Score werden zusätzliche Punkte für evtl. bestehende Gefäßerkrankungen und weibliches Geschlecht vergeben. Darüber hinaus wird eine genauere Differenzierung des Lebensalters möglich: ab 65 Jahren wird ein Punkt, ab 75 Jahren ein weiterer Punkt vergeben.
Der Score bildet zudem ab, dass Frauen – bei Vorliegen von weiteren relevanten Vorerkrankungen – ein höheres Schlaganfallrisiko als Männer haben.[2]
Zusammenfassend berechnet sich der CHA2DS2-VASc-Score somit aus folgenden Parametern (auf Englisch, damit das Akronym besser behalten wird):
Kategorie | Punkte |
---|---|
Congestive heart failure (deutsch: Herzinsuffizienz) | 1 |
Hypertension | 1 |
Age (≥ 75 Jahre) | 2 |
Diabetes mellitus | 1 |
Stroke / TIA | 2 |
Vascular disease (z.B. pAVK, vorangegangener Herzinfarkt, schwere Verkalkung der Aorta) | 1 |
Age (65 bis 74 Jahre) | 1 |
Sex category (weibliches Geschlecht) | 1 |
Aus dem Score ergibt sich basierend auf der ESC-Guideline von 2020 folgende Risikostratifizierung mit zugehörigen Empfehlungen:[2]
Score | Empfohlenes Vorgehen |
---|---|
0 Punkte bei Männern
1 Punkt bei Frauen |
Keine antithrombotische Behandlung |
1 Punkt bei Männern
2 Punkte bei Frauen |
eine orale Antikoagulation sollte erwogen werden |
≥ 2 Punkte bei Männern
≥ 3 Punkte bei Frauen |
eine orale Antikoagulation wird empfohlen |
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt eine orale Gerinnungshemmung mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOAKs), im Einzelfall auch mit Cumarinen (bei mechanischen Herzklappen oder höhergradiger Mitralklappenstenose).[3]
Um das Blutungsrisiko durch die orale Antikoagulation abschätzen zu können, wurde ebenfalls ein Score etabliert, der HAS-BLED-Score.
Risikostratifizierung
Auf der Basis des CHA2DS2-VASc-Scores ergab sich in der Swedish Atrial Fibrillation Cohort Study folgende Risikostratifizierung:[4]
CHA2DS2-VASc-Score | Schlaganfall-Risiko pro Jahr in % (ohne Korrektur für Aspirineinnahme*) |
Schlaganfall-Risiko pro Jahr in % (korrigiert für Aspirineinnahme) |
---|---|---|
0 | 0,2 | 0,2 |
1 | 0,6 | 0,6 |
2 | 2,2 | 2,5 |
3 | 3,2 | 3,7 |
4 | 4,8 | 5,5 |
5 | 7,2 | 8,4 |
6 | 9,7 | 11,4 |
7 | 11,2 | 13,1 |
8 | 10,8 | 12,6 |
9 | 12,2 | 14,4 |
* Da Aspirin einen leichten protektiven Effekt gegenüber Thromboembolien hat, wurden die Ergebnisse in der Studie bezüglich einer Aspirin-Einnahme bereinigt.
Literatur
- ↑ 2024 ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation, ESC Clinical Practice Guidelines, 30 Aug 2024, abgerufen am 6.9.2024
- ↑ 2,0 2,1 ESC Clinical Practice Guidelines – 2020 Guidelines for Management of Atrial Fibrillation, abgerufen am 16.05.2023
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – ESC Pocket Guidelines – Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern, Version 2020
- ↑ Friberg et al., Evaluation of risk stratification schemes for ischaemic stroke and bleeding in 182 678 patients with atrial fibrillation: the Swedish Atrial Fibrillation cohort study, European Heart Journa, 2012
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