Argininbernsteinsäure-Krankheit
Synonyme: Argininosuccinatlyase-Mangel, ASL-Mangel, Argininosuccinaturie
Englisch: argininosuccinic aciduria
Definition
Die Argininbernsteinsäure-Krankheit ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, die auf einem Defekt des Enzyms Argininosuccinat-Lyase beruht. Die Erkrankung gehört zu den sogenannten Harnstoffzyklusdefekten.
Ätiopathogenese
Ursächlich für die Erkrankung sind Mutationen im Gen ASL, das auf Chromosom 7 lokalisiert ist und für die Argininosuccinat-Lyase codiert.[1] Das Enzym katalysiert normalerweise die Spaltung von Argininosuccinat zu Arginin und Fumarat. Bei einem Defekt läuft der Harnstoffzyklus nicht vollständig ab und Ammonium, Argininosuccinat und Citrullin akkumulieren im Blut der Betroffenen.
Die Prävalenz der Argininbernsteinsäure-Krankheit liegt in Europa und den USA bei etwa 1 von 215.000 Lebendgeburten. Der Defekt wird autosomal-rezessiv vererbt.[2]
Symptome
Die Argininbernsteinsäure-Krankheit äußert sich in der frühen Form bei Neugeborenen durch häufiges Erbrechen, Lethargie und verminderte Körpertemperatur, was auch als hyperammonämische Episode bezeichnet wird. Unbehandelt verschlimmert sich der Zustand mit Krampfanfällen bis hin zu Koma und Tod.
Die späte Form kann sich in jedem Lebensalter manifestieren und die Symptomatik kann unterschiedlich ausfallen. Häufig führen Trigger wie eine Infektion oder eine übermäßige Aufnahme von Proteinen über die Nahrung zur Ausbildung einer hyperammonämischen Episode. Bei mild verlaufenden, unerkannten Formen kann es bei betroffenen Patienten zu Langzeitfolgen wie kognitiven Einschränkungen (Lernbehinderungen, ADHS), Lebererkrankungen (z.B. Zirrhose), arterieller Hypertonie und Trichorrhexis nodosa (brüchige Haare) kommen.[3]
Diagnostik
- Blutanalyse: Bestimmung der Konzentrationen von Ammonium und Citrullin (beide erhöht)
- Urinanalyse: Bestimmung der Argininosuccinat-Konzentration (erhöht)
Besonders zur Differentialdiagnose und Abgrenzung zu anderen Harnstoffzyklusdefekt ist eine molekulargenetische Untersuchung des Gens ASL nötig.[3]
Therapie
Während einer akuten hyperammonämischen Episode:
- Minimierte Proteinaufnahme
- Intravenöse Gabe von Lipiden und Glucose
- Intravenöse Gabe von Natriumbenzoat und/oder Natriumphenylacetat zur Bindung von überschüssigem Ammonium
- gegebenenfalls Hämodialyse
Langzeittherapie:
- angepasste Diät mit verminderter Proteinaufnahme und Supplementierung von Arginin
- Bei häufig auftretenden hyperammonämischen Episoden ist ggf. eine orale Therapie mit Natriumbenzoat und/oder Natriumphenylacetat indiziert.[2]
Die Lebertransplantation ist zur Zeit (2017) die einzige verfügbare kurative Therapie.
Quellen
- ↑ Genetics Home Reference Eintrag zu ASL, abgerufen am 18.06.16
- ↑ 2,0 2,1 Orpha.net Eintrag zu Argininosuccinic aciduria, abgerufen am 18.06.16
- ↑ 3,0 3,1 Nagamani et al Argininosuccinate Lyase Deficiency. GeneReviews, 2012; abgerufen am 18.06.16