Anthrax (Katze)
Synonym: Milzbrand
Definition
Als Anthrax der Katze bezeichnet man eine perakut bis septikämisch und oftmals tödlich verlaufende bakterielle Infektion mit Bacillus anthracis.
Vorkommen
Anthrax ist eine äußerst seltene Krankheit, die im mitteleuropäischen Raum in den letzten Jahrzehnten nur in sehr seltenen Fällen zu seuchenhaften Ausbrüchen bei Großkatzen geführt hat, die in Gefangenschaft gehalten wurden. Durch die Minimierung der Krankheitsfälle bei anderen Haus- und Nutztierarten ist die Erkrankung bei Hauskatzen mittlerweile eine große Ausnahme.
Ätiologie
Der Erreger von Antrhax ist Bacillus anthracis, ein grampositives Stäbchenbakterium mit einer Länge von 3 bis 10 µm und einer Breite von ca. 1 µm. Bacillus anthracis ist ein Sporenbildner, der unter besonderen Bedingungen als Dauerform über Jahrzehnte hinweg auskeimungs- und ansteckungsfähig bleibt.
Pathogenese
Zu Infektionen kommt es in den allermeisten Fällen durch die Aufnahme von erregerhaltigem rohem Fleisch. Infolge dessen entwickelt sich ein perakuter Krankheitsverlauf, der mit schweren Störungen des Allgemeinbefindens einhergehen kann.
Klinik
Betroffene Tiere leiden an Fieber, Anorexie, Dyspnoe und Ödembildung im Kopf- und Halsbereich. Binnen weniger Stunden kommt es zum plötzlichen Versterben der Katzen. Chronische Verläufe sind nicht bekannt.
Diagnose
Eine reine klinische Diagnose kann nicht gestellt werden. Kommt es zu Erkrankungen mehrerer Tiere im engeren Umfeld, geben sowohl die Anamnese (Verfütterung von rohem Fleisch) sowie die Klinik (perakuter Verlauf mit Ödembildung) erste Hinweise für eine Verdachtsdiagnose.
Die Diagnosesicherung erfolgt bakteriologisch durch mikroskopischen Nachweis der Erreger in Blut- und Gewebeausstrichpräparaten. Parallel dazu kann eine Bakterienkultur durchgeführt werden. Alternativ ist auch eine PCR möglich.
Therapie
Erkrankungen im Anfangsstadium können versuchsweise mit Penicillin behandelt werden. Zusätzlich ist Milzbrandserum zu verabreichen. Bei Abszessbildungen oder großflächigen Wunden sollten gewebegängige Wirkstoffe verwendet werden, z.B. Clindamycin oder Chloramphenicol (alleine oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen, z.B. mit Penicillinen, Erythromycin oder Fluorchinolonen).
Zoonotische Bedeutung
Obwohl die in der Maulhöhle der Katze vorhandenen Anaerobier durch engen Kontakt oder Belecken prinzipiell auch auf den Menschen übertragen werden können, ist die Gefahr einer Krankheitsentstehung sehr gering. Grund hierfür sind notwendigen anaeroben Bedingungen, welche die Bakterien fürs Wachstum benötigen.
Bissverletzungen hingegen können rasch zu komplizierten Wundinfektionen führen, die eine umfangreiche und v.a. offene Wundbehandlung benötigen.
Literatur
- Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2019. Krankheiten der Katze. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-241649-9