Antikörper-Wirkstoff-Konjugat
Synonym: Antikörper-Arzneistoff-Konjugat
Englisch: antibody-drug conjugate, ADC
Definition
Ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, kurz AWK, ist ein Immunkonjugat, bei dem ein Arzneistoff über einen Peptidlinker an einen Antikörper gekoppelt ist. Die meisten Antikörper-Wirkstoff-Konjugate sind Chemoimmunkonjugate, bei denen ein zytostatischer bzw. zytotoxischer Arzneistoff an den Antikörper geknüpft ist. In diesem Fall spricht man auch von bewaffneten Antikörpern ("armed antibodies").
Biochemie
Der Antikörper sollten sich auszeichnen durch:[1]
- niedrige Kreuzreaktivität
- geringe neutralisierende Immunogenität
- lange Plasmahalbwertszeit
Üblicherweise werden Antikörper der IgG-Klasse (Subtypen IgG1 bis 4) eingesetzt, deren Immunogenität durch Chimärisierung bzw. Humanisierung reduziert wird.
Das Antikörper-Molekül wird über Peptidlinker im allgemeinen mit 2 bis 8 Molekülen eines hochwirksamen Arzneistoffs gekoppelt. Durch die Kopplung darf kein Wirkungsverlust eintreten. Es werden spaltbare und nichtspaltbare Linker verwendet.
Wirkmechanismus
Der Antikörper sollte hochaffin an Oberflächenrezeptoren binden, die auf den Zielzellen stark exprimiert, im Blut aber in geringer Konzentration vorhanden sind. Nach der Bindung des Antikörpers wird der AWK durch Rezeptor-vermittelte Endozytose in die Zielzelle aufgenommen. Bei spaltbaren Linkern wird der Arzneistoff nach Hydrolyse, Proteolyse oder Glutathion-Bindung des Linkers freigesetzt. Bei nichtspaltbaren Linkern erfolgt die Freisetzung des Arzneistoffs nach der Proteolyse des Antikörpers.[1]
Zugelassene AWK
Die EMA hat einer Reihe von AWK unter besonderen Bedingungen zugelassen (Stand 2022):[1]
... zur Behandlung hämatologischer Malignome
- Belantamab-Mafodotin
- Brentuximab-Vedotin
- Gemtuzumab-Ozogamicin
- Inotuzumab-Ozogamicin
- Polatuzumab-Vedotin
... zur Behandlung solider Tumore
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Lordick F et al. Antibody-drug conjugates as a targeted therapeutic approach across entities in oncology. Dtsch Arztebl Int 2023