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Poppers

Trivialnamen: Rush, Jungle Juice
Englisch: poppers

1. Definition

Unter dem Namen Poppers werden leichtflüchtige, bei Raumtemperatur flüssige Schnüffelstoffe bezeichnet, die nach Inhalation einen sofortigen, 5- bis 10-minütigen Rauschzustand herbeiführen.

2. Hintergrund

Zur medizinischen Anwendung sind organische Nitrite in Glasampullen abgefüllt, die beim Öffnen aufgrund des hohen Dampfdrucks ein Knallgeräusch (engl. "pop") erzeugen.

Auch die heutigen Schraubverschluss-Fläschchen "ploppen" aufgrund des höheren Druckes in der Flasche beim Öffnen gut hörbar.

3. Chemie

Organische Nitrite (z.B. Amylnitrit (Pentylnitrit), Butylnitrit, Isoamylnitrit, Isobutylnitrit, Isopropylnitrit) sind Ester der salpetrigen Säure. Es handelt sich um gelbliche, brennbare Flüssigkeiten mit charakteristischem Geruch.

Die Inhaltsstoffe der verschiedenen Poppers-Fläschchen (10 - 15 ml Inhalt) sind in der Regel nicht deklariert. Es handelt sind meist um verschiedene organischen Nitrite , die mit Duft- und Aromastoffen parfümiert sind, um einer Marke einen charakteristischen Duft zu verleihen.

4. Wirkmechanismus

Organische Nitrite wirken als starke Stickstoffmonoxid (NO)-Donatoren. Durch die Aktivierung der Guanylatcyclase kommt es zu einem Anstieg von cGMP, das eine Relaxation der glatten Muskelzellen der Blutgefäße bewirkt, in Arterien stärker als in Venen. Die starke arterielle Vasodilatation bewirkt einen sofortigen Blutdruckabfall.

Darüber hinaus bindet NO mit hoher Affinität an das zweiwertige Eisen des Hämoglobins (Bildung von Nitrosylferrohämoglobin; HbNO). Durch eine nachfolgende Redoxreaktion, bei der Nitrit- in Nitratanionen umgewandelt werden, wird Methämoglobin (MetHb) gebildet und es kommt zu einer dosisabhängigen Methämoglobinämie.

5. Pharmakokinetik

Nach inhalativer oder oraler Aufnahme tritt die Wirkung innerhalb von wenigen Sekunden ein und hält ca. fünf Minuten an. Durch hepatische Biotransformation werden Nitrite in Nitrate umgewandelt.

6. Verwendung

Organische Nitrite wie Amylnitrit wurden über Jahrzehnte als Mittel gegen Angina pectoris angewandt. Wegen der kurzen Wirksamkeit und dem damit verbundenen Blutdruckabfall ist diese Anwendung heute obsolet.

Die MetHb-Bildung durch organische Nitrite wird bei Vergiftungen mit Blausäure und Cyaniden genutzt, um Cyanidionen im Blut an MetHb zu binden.

Die Droge ist eine Party- und Sexdroge. Die Konsumenten verspüren einen sehr kurzen, etwa 5- bis 10-minütigen Rauschzustand mit einem starken Gefühl von Wärme, vermindertem Schmerzempfinden, sexueller Luststeigerung, Zeitlosigkeit, Enthemmung und Muskelrelaxation. Ursprünglich wurde Poppers vor allem von homosexuellen Männern verwendet, um eine Steigerung der Lust und des sexuellen Verlangens bei gleichzeitiger Enthemmung zu erzielen. Die sinkende Schmerzempfindung und die muskelrelaxierende Wirkung erleichtern den passiven Analsex.

7. Nebenwirkungen

Ein Hautkontakt mit flüssigem “Poppers” sollte unbedingt vermieden werden, da organische Nitrite stark ätzend wirken und schwer heilende Wunden verursachen. Bei regelmäßigem, hochdosiertem Missbrauch der Droge verursachen die Dämpfe eine Schädigung der Atemwege.

8. Überdosierung

9. Behandlung bei Überdosierung

Die Behandlung erfolgt in erster Linie symptomatisch, mit dem Ziel den venösen Rückfluss zu fördern. Hierzu sollten die Extremitäten bewegt und der Kopf tief gelagert werden. Intravenöse Volumengabe und Sauerstoff per Maske oder Nasenbrille können ebenfalls in Betracht gezogen werden.

Starke Dyspnoe wird aufgrund des gebildeten Methämoglobins verursacht. Als Antidot wird Toloniumchlorid eingesetzt, wenn der MetHb-Spiegel 30% übersteigt.[1]

10. Langzeitfolgen

Der regelmäßige Konsum der Droge verursacht Gedächtnisschwierigkeiten und kann zu psychischer Abhängigkeit führen. Oft wird Unlust am Sex ohne Poppers beschrieben. Es wird noch untersucht, ob organische Nitrite immunsuppressiv oder kanzerogen wirken.

Eine physische Abhängigkeit bis bisher nicht bekannt.

11. Der AIDS-Kaposi-Mythos

In den 1980er Jahren stand die Droge Poppers zeitweise im Verdacht, das Kaposi-Sarkom und sogar die AIDS-Erkankung auszulösen. Zwar werden organischen Nitriten immunsuprresive Eigenschaften nachgesagt, aber sind bisher nicht bewiesen. Vermutlich kam dieser Mythos aufgrund der vielen Konsumenten in homosexuellen Kreisen bei gleichzeitig vielen HIV-Infektionen dieser Gruppe zu Stande. Bis 1995, als das Kaposi-Sarkom eindeutig als Folge einer Infektion mit dem Humanen Herpesvirus Typ 8 (HHV-8) beschrieben wurde, stützten sich vor allem die AIDS-Dissidenten auf diese These.

Allerdings können die Praktiken des Safer Sex durch die sexuelle Enthemmung beim Poppers-Konsum schnell vergessen werden. Gerade bei promiskem Verhalten kann dies das Infektionsrisiko mit STD erhöhen.

12. Quellen

  1. Antidotarium. Rote Liste. Abgerufen 13.10.2023

13. Weblinks

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