Trommelfell
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Synonyme: Paukenfell, Paukenmembran, Membrana tympanica, Myrinx
Englisch: eardrum, tympanic membrane
1. Definition
Das Trommelfell ist Teil des Schallleitungsapparates und grenzt das Mittelohr bzw. die Paukenhöhle (Cavum tympani) gegen den äußeren Gehörgang (Meatus acusticus externus) ab.
2. Embryologie
Das Trommelfell ist an seiner Innenseite entodermalen, an seiner Außenseite ektodermalen Ursprungs. Es bildet sich aus dem Entoderm des 1. Schlundbogens und dem Ektoderm der 1. Kiemenfurche.
3. Anatomie
Das Trommelfell hat ein runde bis längsovale Form und ist in Relation zum äußeren Gehörgang leicht schräg gestellt. Es ist vorne unten nach medial und hinten oben nach lateral versetzt. Der Inklinationswinkel zwischen Gehörgangsboden und unterem Trommelfell beträgt 36 bis 46°. Der Winkel zur Mediansagittalebene (Deklination) beträgt 32 bis 38°. Die Dimensionen des Trommelfells sind überschaubar: Es ist 10 bis 11 mm hoch und ca. 8 bis 9 mm breit. Seine Dicke beträgt etwa 0,03 bis 0,09 mm, die Fläche 70 bis 80 mm2.
Das Trommelfell wird von einem Faserknorpelring, dem Anulus fibrocartilagineus (Anulus tympanicus) gehalten. In ihn ist das Trommelfell straff eingespannt - wie bei einem Schlaginstrument, daher der Name. Bei der Otoskopie kann man diesen Ring als weißen Rand ausmachen. Der Faserknorpelring selbst ist mit dem umgebenden Knochen verwachsen und dort in eine Einkerbung (Sulcus tympanicus) durch straffes kollagenes Bindegewebe eingelassen, die oben an einer Stelle unterbrochen ist (Incisura tympanica).
3.1. Einteilung
Das Trommelfell wird zur leichteren Lokalisation von pathologischen Befunden in 4 Quadranten eingeteilt:
- vorderer oberer Quadrant ("vorne oben") 1. Quadrant
- vorderer unterer Quadrant ("vorne unten") 2. Quadrant
- hinterer unterer Quadrant ("hinten unten") 3. Quadrant
- hinterer oberer Quadrant ("hinten oben") 4. Quadrant
Als senkrechte Teilungslinie wird dabei einen Längsstreifen, die sogenannte Stria mallearis, definiert. Diese entsteht dadurch, dass das Trommelfell hier mit dem durchscheinenden Hammergriff (Manubrium mallei) verwachsen ist.
Der bei den klinischen Untersuchungen wichtige Lichtreflex ist im vorderen, unteren Quadranten lokalisiert. Eine Parazentese wird typischerweise ebenfalls im 2. Quadranten durchgeführt.
Ein weiteres Unterteilungskriterium stellt die Spannung der verschiedenen Trommelfellabschnitte dar. Man unterscheidet:
- Pars tensa: der untere, straff gespannte Abschnitt des Trommelfells innerhalb des Faserknorpelrings
- Pars flaccida (Shrapnell-Membran): der obere, lockere und dünnere Abschnitt des Trommelfells im Bereich der Incisura tympanica, wo Sulcus tympanicus und Anulus fibrocartilagineus fehlen.
Der kurze Hammerfortsatz bewirkt eine Vorwölbung an der Grenze von Pars tena und Pars flaccida, die Prominentia mallearis. Das freie Ende des Manubriums ist nach medial gekippt und zieht das Trommelfell nach innen. Dadurch entsteht der Nabel (Umbo membranae tympanicae).
3.2. Innervation
Die sensible Innervation der Außenseite des Trommelfells erfolgt durch den Nervus auriculotemporalis und den Ramus auricularis des Nervus vagus. Die Innenseite wird durch den Plexus tympanicus des Nervus glossopharyngeus (Nervus IX) innerviert.
3.3. Gefäßversorgung
Das Trommelfell wird durch die Arteria stylomastoidea (von außen) und durch die Arteria tympanica anterior (von innen) versorgt. Diese Gefäße verlaufen zirkulär mit dem Faserknorpelring und entsenden kleinere Gefäßäste zur Mitte des Trommelfells.
4. Histologie
Das Trommelfell besteht aus mehreren Gewebsschichten. Von außen nach innen betrachtet, baut sich das Organ in zwei Schichten wie folgt auf:
- Stratum cutaneum: Fortsetzung des äußeren Gehörgangs
- Lamina epithelialis: typisches mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel der Epidermis
- Lamina propria mit Blutgefäßen und Nervenfasern
- Stratum mucosum : Fortsetzung der tympanalen Schleimhaut
Die beiden Laminae propriae vereinigen sich zu einer gemeinsamen kollagenreichen Mittelschicht, die zum Teil auch als Stratum fibrosum bezeichnet wird. Hier verlaufen außen radiäre Kollagenfasern (Stratum radiatum), innen zirkuläre Fasern (Stratum circulare). In den unteren Abschnitten des Trommelfells gibt es auch querverlaufende Fasern, in den oberen auch schräg verlaufende Bündel.
5. Klinik
Das Trommelfell kann infolge von Traumen oder Entzündungen (z.B. Otitis media) rupturieren bzw. perforieren. Die Entzündung des Trommelfells bezeichnet man als Myringitis.
6. Podcast
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