Spinaler Tumor
Synonym: Wirbelsäulentumor
Definition
Ein spinaler Tumor ist eine benigne oder maligne Raumforderung im Bereich der Wirbelsäule. Dazu zählen Tumoren des Rückenmarks und der Nervenwurzeln mitsamt ihrer Hüllstrukturen sowie Tumoren, die von den Wirbelkörpern ausgehen.
Epidemiologie
Spinale Tumoren machen 5 bis 15% aller Tumoren des zentralen Nervensystems aus.
Einteilung
Die Einteilung von spinalen Tumoren erfolgt nach ihrer Lokalisation. Dabei werden intramedulläre, intradural-extramedulläre und extradurale Raumforderungen unterschieden:
Intramedulläre Tumoren
Intramedulläre Rückenmarkstumore, kurz IMSCT, befinden sich im Rückenmark und machen 2 bis 5% aller Wirbelsäulentumore aus. Dazu zählen:
- Astrozytome: Sie gehören zu den häufigsten intramedullären Tumoren und befinden sich meist auf Höhe der Brustwirbelsäule. Etwa 75% der primär-spinalen Astrozytome sind nach der WHO-Klassifikation der ZNS-Tumoren niedriggradig (WHO I und II). Die restlichen 25% gehören zu den hochgradigen Gliomen (z.B. Glioblastoma multiforme).
- Ependymome des Zentralkanals
- Hämangioblastome: Sie sind mit 2 bis 15%-igem Auftreten die dritthäufigsten intramedullären Tumoren.
Seltener treten folgende Tumorentitäten intramedullär auf: intramedulläre Lipome, Keimzelltumoren, Gangliogliome, Germinome, Lymphome und Metastasen (Lungenkarzinom, Mammakarzinom).
Intradural-extramedulläre Tumoren
Intradural-extramedulläre Tumoren, kurz IDEM, befinden sich im Duralsack des Rückenmarks und machen 40% aller Wirbelsäulentumore aus. Sie umfassen:
- Meningeome: benigne Tumore, jedoch schwierig zu entfernen und rezidivierend
- Nervenscheidentumoren (Schwannome, Neurofibrome, MPNST)
- Ependymome des Filum terminale (z.B. myxopapilläres Ependymom)
- Paragangliome
- Hämangioperizytome
Zudem können durale und leptomeningeale Metastasen als Ursache intradural-extramedullärer Tumore auftreten. Die Primärtumoren sind dann meist Melanome, Mammakarzinome, SCLC, Leukämien oder Lymphome.
Extradurale Tumoren
Extradurale Tumoren befinden sich außerhalb der Dura und machen etwa 55 % der Wirbelsäulentumore aus. Die häufigste Form sind sekundäre Tumoren aufgrund von Metastasen systemischer Tumorerkrankungen (z.B. Lungenkarzinom, Mammakarzinom und Prostatakarzinom). Zu den primär-spinalen, extraduralen Tumore gehören Wirbelkörperhämangiome und Schwannome.
Quellen
- Louis et al.: The 2021 WHO Classification of Tumors of the Central Nervous System: a summary, Neuro Oncol, 2021
- Ogunlade et al.: Primary Spinal Astrocytomas: A Literature Review, Cureus, 2019
- AANS: Spinal Tumors, abgerufen am 10.12.2022
- Das et al.: Intramedullary Spinal Cord Tumors, StatPearls [Internet], 2022
- Koeller et al.: Intradural Extramedullary Spinal Neoplasms: Radiologic-Pathologic Correlation, Radiographics, 2019
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