Windeldermatitis
Synonyme: Dermatitis ammoniacalis, Dermatitis glutealis, Erythema gluteale, Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD)
Definition
Die Windeldermatitis ist eine irritative Kontaktdermatitis im Windelbereich bei Neugeborenen und Säuglingen bzw. bei inkontinenten Patienten.
Epidemiologie
Die Windeldermatitis ist eine häufige Hauterkrankung, die meist im ersten Lebensjahr, vorwiegend zwischen dem 9. bis 12. Monat auftritt. Es sind etwa zwei Drittel aller Säuglinge betroffen. Bei Inkontinenz kann das Krankheitsbild in jedem Alter auftreten.
Aufgrund von saugfähigen Einmalwindeln hat die Prävalenz jedoch abgenommen.
Ätiopathogenese
Die Windeldermatitis ist multifaktoriell bedingt. Pathogenetische Faktoren sind:
Prädisponierend für die Erkrankung sind ein seltener Wechsel der Windeln und die Einnahme von Antibiotika. Im Verlauf kommt es häufig zu Sekundärinfektionen (z.B. hämolysierende Streptokokken, Candida albicans).
Ob mit dem Stuhl ausgeschiedene proteolytische Enzyme oder die bakterielle Zersetzung von Harnstoff eine ätiologische Rolle spielen, ist derzeit (2019) unklar.
Klinik
Die Windeldermatitis beginnt mit einem flächigen Erythem und Schuppung an Oberschenkel, Gesäß, Unterbauch und im Genitalbereich. Die Leisten sind intial meist ausgespart. Im Verlauf kommt es zu Bläschen, Nässen und Krustenbildung.
Komplikationen
Bei sekundärer Besiedlung mit Candida albicans finden sich am Rand weißlich trübe Pusteln oder kleine Maculae mit colleretteartiger Schuppung. Bakterielle Sekundärinfektionen führen zu Pusteln, Krusten und zu ausgestanzt wirkenden Ulzera (Ekthymata). Bei Persistenz treten z.T. entzündlich gerötete Papeln auf (posterosives Syphiloid).
Weiterhin kann als örtliche Komplikation eine gering blutende Erosion der Harnröhrenmündung entstehen. Außerdem kann, insbesondere bei längerer topischer Gabe von Glukokortikoiden, ein Granuloma gluteale infantum entstehen.
Differenzialdiagnose
Zu den Differenzialdiagnosen gehören:
- seborrhoisches Ekzem: andere Prädilektionsstellen
- Miliaria: ebenfalls andere Lokalisationen
- primäre Candidose
- perianale streptogene Dermatitis
- Psoriasis vulgaris: Bei einer Morphologie, die einer Psoriasis ähnelt (psoriasiforme Windeldermatitis bzw. Psoriasoid), muss der weitere Verlauf abgewartet werden. In 20 % d.F. handelt es sich um eine Erstmanifestation einer durch die Windeldermatitis provozierten Psoriasis vulgaris
- Langerhans-Zell-Histiozytose: eher knotige Hautveränderungen
Therapie
Basistherapie der Windeldermatitis ist zunächst das häufige Wechseln der Windeln. Nässende Hautareale können mit austrocknenden, desinfizierenden Pasten (z.B. Chlorhexidindicluconat 1%) und Zinkpaste behandelt werden. Stärkere Krusten werden durch feuchte Umschläge entfernt. Ist das betroffene Hautgebiet sehr entzündet, wird zusätzlich mit schwachen Glukokortikoiden behandelt.
Eine Infektion mit Candida albicans bedarf einer antimykotischen Therapie, zunächst topisch (z.B. Nystatin-Creme). Bei fehlendem Ansprechen und Erregernachweis im Stuhl wird Nystatin oral verabreicht. Bakterielle Sekundärinfektionen werden topisch mit antibiotischen Externa behandelt.
Prognose
Die Windeldermatitis neigt zu einem chronischen Verlauf. Durch sorgfältige Therapie ist die Prognose günstig.