Vaborbactam
Handelsnamen: Vabomere® (in Kombination mit Meropenem)
Englisch: vaborbactam
Definition
Vaborbactam ist ein Betalaktamaseinhibitor, der zusammen mit Meropenem verabreicht wird, um die Wirkung des Antibiotikums zu erhöhen.
Chemie
Vaborbactam ist ein Oxaborinan-Derivat und enthält somit ein Boratom, das zyklisch eingebunden ist. Das Ringsystem ist mit einer Carboxyethyl- und einer Thiophenylmethylcarboxamidgruppe substitutiert.
Die Molekülmasse beträgt 297,14 g/mol; die Summenformel lautet C12H16BNO5S[1]
Wirkmechanismus
Vaborbactam ist ein Suizidinhibitor der bakteriellen Betalaktamase. Betalaktamasen sind Enzyme, die Betalaktame spalten, zu denen die häufig verwendeten Betalaktam-Antibiotika (z.B. Penicilline) gehören. Auf diese Weise werden Bakterien resistent gegenüber dem Wirkstoff und können nicht mehr abgetötet werden. Betalaktamaseinhibitoren wie Vaborbactam werden bevorzugt von dem Enzym angegriffen, sodass es den eigentlich wirksamen Arzneistoff nicht mehr abbauen kann.
Während bei anderen Betalaktamaseinhibitoren wie Clavulansäure ein Oxapenam-Grundgerüst vorliegt, weist Vaborbactam mit seinem Oxoborinan-Grundgerüst eine andere Struktur auf. Das Serin im aktiven Zentrum der Betalaktamasen kann am Boratom des Arzneistoffes angreifen, sodass ein Borat entsteht. Borhaltige Betalaktamaseinhibitoren können ein weiteres Spektrum an Betalaktamasen hemmen als die Oxapename. Vaborbactam hemmt zum Beispiel, wenn auch nur moderat, Metallobetalaktamasen von allen drei Subgruppen (B1, B2 und B3).[2] Speziell Klasse-A-Serin-Carbapenemasen (z.B. Klebsiella-pneumoniae-Carbapenemase, KPC) werden stark gehemmt, sodass Vaborbactam vor allem bei Betalaktamase-bildenden Enterobacteriaceae einen Nutzen zeigt.[3]
Indikationen
Vaborbactam wird ausschließlich in Kombination mit Meropenem angewandt. Es kommt bei folgenden Infektionen zum Einsatz, wenn eine Bakteriämie vorliegt:
- komplizierte Infektionen der Niere und der Harnwege
- komplizierte abdominale Infektionen
- nosokomiale Lungeninfektionen[4]
Nebenwirkungen
Das Nebenwirkungsprofil wird im Wesentlichen vom Kombinationspartner Meropenem bestimmt. Häufige Nebenwirkungen sind u.a. Kopfschmerz, Diarrhö und Übelkeit.
Wechselwirkungen
Vaborbactam ist ein Inhibitor von CYP2D6. Weitere Interaktionen können zwischen Vaborbactam und sauren Arzneistoffen mit geringer therapeutischer Breite (z.B. Valproinsäure) auftreten, da Vaborbactam über OATPs in der Niere ausgeschieden wird.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
In Kombination mit Meropenem:
- Überempfindlichkeit gegen Carbapeneme
- Schwere Überempfindlichkeit gegen andere Beta-Lactam-Antibiotika
Zulassung
Die Zulassung von Vaborbactam in der EU erfolgt im August 2017.[3]
Quellen
- ↑ Vaborbactam in der pubchem-Datenbank; aufgerufen am 31.01.2022
- ↑ Gareth W. Langley et al.:Profiling interactions of vaborbactam with metallo-β-lactamases. Bioorganic & Medicinal Chemistry Letters, Vol. 29, Issue 15, 1 August 2019, Pages 1981-1984; abgerufen am 31.01.2022
- ↑ 3,0 3,1 Ingo Stock: Meropenem/Vaborbactam. Arzneimitteltherapie.de; abgerufen am 31.01.2022
- ↑ European Medicines Agency (EMA): Vabomere. Übersicht über Vabomere und Begründung für die Zulassung in der USA; abgerufen am 31.01.2022
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