Ulcus vulvae acutum
Synonym: Lipschütz-Ulkus
Definition
Das Ulcus vulvae acutum ist ein akut auftretendes, schmerzhaftes Ulkus am Introitus vaginae und an den Labia minora ohne identifizierbare Ursache. Es tritt meist bei jungen Frauen auf und geht mit Fieber, Lymphadenopathie und allgemeinem Krankheitsgefühl einher.
Äthiopathogenese
Ursprünglich wurde von Lipschütz 1913 fälschlicherweise Bacillus crassus, besser bekannt als Döderlein-Stäbchen, als ursächlich für die genitalen Ulzera angenommen. Die genaue Ursache ist bis heute nicht geklärt. Es besteht jedoch häufig eine Assoziation zum Epstein-Barr-Virus (bzw. einer frischen EBV-Infektion). Auch andere Infektionen durch z.B. Zytomegalieviren oder Mycoplasmen wurden mit dem Ulcus vulvae acutum in Verbindung gebracht.
Klinik
Dem Ulkus geht häufig eine drei-bis viertägige Prodromalphase mit Fieber, Lymphadenopathie und allgemeinen Krankheitsgefühl voraus. Schließlich entstehen genitale Läsionen, die oralen Aphthen ähneln, sehr schmerzhaft sind und am häufigsten am Introitus vaginae und an den Labia minora lokalisiert sind. Die Hautveränderungen reichen von winzigen miliaren Läsionen bis hin zu großen, zerklüfteten nekrotischen Ulzerationen, welche die Labia minora durch Reibung und Mazeration im Extremfall perforieren können. Größere Läsionen heilen unter Narbenbildung ab. Die regionären Lymphknoten sind häufig geschwollen.
Differenzialdiagnose
Ein genitales Ulkus bereitet differenzialdiagnostisch große Schwierigkeiten, da die Bandbreite an möglichen Ursachen sehr groß ist. Unter anderem kommen in Frage:
- Herpes genitalis
- Ulcus molle
- Syphilis
- Morbus Behcet
- Morbus Crohn
- Histiozytose
- MAGIC-Syndrom (mouth and genital ulcers with inflamed cartilage)
- Medikamente, v.a. nichtsteroidale Antitheumatika
- Idiopathische vulväre Aphthose
Ein Herpes genitalis kann schnell durch den Tzanck-Test sowie mithilfe einer PCR ausgeschlossen werden. Beim Morbus Behcet finden sich häufig noch orale Aphthen sowie eine Augenbeteiligung in Form einer Chorioretinitis, zudem betrifft die Erkrankung häufig Patienten aus Mittelmeerländern und der Türkei. Eine sexuelle übertragbare Ursache muss mittels Abstrich ausgeschlossen werden. Der syphilitische Primäraffekt (Ulcus durum) ist nicht schmerzhaft. Die idiopatische vulväre Aphtose ist eine Ausschlussdiagnose.
Verlauf
Die Ulzera verheilen innerhalb von 2-3 Wochen. Rezidive sind häufig.
Therapie
Lokal kommen antiseptische Maßnahmen wie z.B. desinfizierende Feuchtumschläge zum Einsatz sowie lokalanästhetische Cremes. Systemisch können Schmerzmittel und bei schweren Verläufen Glukokortikoide gegeben werden (z.B. 40-60 mg Prednisolonäquivalent für 7-10 Tage). Gegebenenfalls ist der Einsatz von Breitbandantibiotika erforderlich.
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