Ulcus molle
Synonyme: weicher Schanker, Ulcus molle venereum, "Chancroid", "Cambuca" (beide obsolet)
Englisch: chancroid, soft chancre
Definition
Das Ulcus molle ist eine durch Infektion mit dem Bakterium Haemophilus ducreyi verursachte Geschlechtskrankheit.
Epidemiologie
Das Ulcus molle kommt sehr häufig in tropischen Gebieten Afrikas, Amerikas und Asiens vor. In Deutschland ist es selten. Es sind hauptsächlich Männer betroffen. Bei Frauen verlaufen etwa die Hälfte der Infektionen asymptomatisch.
Symptome
Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 5 Tagen kommt es an der Eintrittsstelle des Erregers (Glans penis bzw. Labien) zur Ausbildung einer Papel, die in den folgenden Tagen zu einem ovalen, weichen und sehr schmerzhaften Ulcus wird. Es ist fibrinös bedeckt und hat einen unregelmäßigen, ausgefransten und unterminierten Rand. Parallel liegt eine Schwellung der inguinalen Lymphknoten vor. Diese tritt tritt nach 1 bis 2 Wochen bei 50 % der Patienten auf und ist meist einseitig. Außerdem kann es zur Ausbildung eines Abszesses kommen, der sich meist spontan entleert und eine Fistel bilden kann.
Beim weiblichen Geschlecht kann die Infektion oberflächlicher und schmerzlos verlaufen.
Prädilektionsstellen
Diagnose
Der Verdacht ergibt sich aus dem klinischen Bild. Durch einen Abstrich aus dem Randbereich des Ulcus ist die Gewinnung von erregerhaltigem Material möglich. Dieses kann mikroskopisch untersucht bzw. zur Anzucht und Identifizierung genutzt werden.
Differentialdiagnostisch ist das Ulcus molle vom Ulcus durum als Primäraffekt der Syphilis zu unterscheiden.
Therapie
Nach den Europäischen Leitlinien (IUSTI) von 2010 besteht die First-Line-Therapie aus 250 mg Ceftriaxon i.m. als Single-Shot. Alternativ kann einmalig 1 g Azithromycin oral verabreicht werden.
Die Second-Line Therapie besteht aus Ciprofloxacin oder Erythromycin.
Der Einsatz von Tetrazyklinen und Cotrimoxazol ist aufgrund der häufig vorliegenden Resistenz der Erreger und der Notwendigkeit der Einnahme über einen längeren Zeitraum nicht zu empfehlen.
Prognose
Es kommt nach ca. 5 Wochen bei Männern und nach ca. 5 Monaten bei Frauen zur Spontanheilung. Rezidive sind selten, kommen aber vor (5 %).
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