Haemophilus ducreyi
Definition
Haemophilus ducreyi ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium, das zur Gattung Haemophilus gehört.
Eigenschaften
Zur kulturellen Heranzucht von Haemophilus ducreyi ist ein Nährmedium aus auf 75 °C erhitzem Pferdeblut, den Wachstumsfaktoren V und X, Rinderhämoglobin und fetalem Kälberserum notwendig. Um das Wachstum anderer, störender Erreger zu verhindern, sollte das Nährmedium mit Vancomycin (3 mg/l) geimpft werden. Er zeigt bei kulturellem Wachstum das Ammenphänomen. Seine Zellwand enthält Endotoxin, an seiner Außenfläche trägt das Bakterium Pili, die der Adhärenz an das Zielgewebe dienen.
Rolle als Krankheitserreger
Eine Infektion mit Haemophilus ducreyi führt zum Ulcus molle, einer meldepflichtigen Geschlechtskrankheit. Die Übertragung erfolgt durch genitale Infektion im Rahmen eines Geschlechtsverkehrs.
Haemophilus ducreyi ist besonders in tropischen Ländern weit verbreitet.
Pathogenese
Die Invasion von Haemophilus ducreyi ins Gewebe erfolgt durch kleinste Läsionen der Haut. Unterhalb der Epidermis setzt sich Haemophilus ducreyi fest und induziert eine Entzündung. Die Entzündung führt im Verlauf zu einem weichen, sehr schmerzhaften Ulcus. Die Inkubationszeit beträgt bis zu 5 Tage.
Labordiagnostik
Haemophilus ducreyi kann durch Mikroskopie und kulturelle Anzucht nachgewiesen werden. Zu diagnostischen Zwecken wird am besten ein Abstrich vom Grund des Ulcus entnommen.
Die Differentialdiagnose Syphilis sollte stets mit in Betracht gezogen werden.
Antibiotische Therapie
Infektionen durch Haemophilus ducreyi werden vorzugsweise mit Makroliden (Azithromycin) oder Ceftriaxon (Cephalosporin der Gruppe 3a) behandelt.
Gegen Aminopenicilline und Tetrazykline weisen im ostasiatischen Raum fast alle Stämme Resistenzen auf.