Trichotillomanie
von griechisch: trix - Haar, tillein - zupfen, mania - Wahn
Englisch: trichotillomania
Definition
Als Trichotillomanie wird ein zwanghaftes Auszupfen von Haaren (Kopfhaaren, Wimpern, Augenbrauen) bezeichnet. Die Erkrankung zählt zur Gruppe der Impulskontrollstörungen und tritt meist im Kindesalter auf. Die Störung kann mehrere Monate bis Jahre anhalten.
Ätiologie
- psychische Traumata (Tod, Verlusterlebnisse)
- Missbrauch
- chronische Stressexposition
Symptome
- starkes Spannungsgefühl
- darauf folgendes Abreißen, Abzupfen oder Abkauen von Haaren, ggf. mit anschließendem Verschlucken (Trichophagie)
- Auszupfen von Haaren knapp über der Haut (in der Auflichtmikroskopie sind noch Haarstümpfe sichtbar)
- Erleichterung und Zufriedenheit nach dem Auszupfen
- Stoppelartige Haare
- Histologie: Trichomalazie
- Trichogramm: erhöhter Anteil dystropher Haare
- ggf. Verdeckung der kahlen Stellen durch den Patienten (Tücher, Hüte)
Komplikationen
Da Haar für den menschlichen Gastrointestinaltrakt nahezu unverdaulich ist, kann sich bei Trichophagie ein obstruierendes Haarkonglomerat, ein sogenannter Bezoar im Darmlumen bilden. Der Bezoar kann zum obstruktiven Ileus und bei Verschluss im Bereich der Papilla vateri zu einer akuten Pankreatitis führen.
Diagnose
- Familienanamnese: bekannte Ticstörungen, Zwangserkrankungen etc. in der Familie
- Feststellen von Entwicklungsstörungen
- Feststellen von kognitven Problemen (Intelligenzminderung)
- Ausschluss körperlicher Erkrankungen, ggf. Biopsie
- Sonographie: Ausschluss eines Trichobezoars
Differentialdiagnosen
- Alopezia areata
- vernarbende Alopezie
- Tinea capitis, Tinea corporis
- Haarauszupfen bei Schizophrenie, Leibhalluzinationen
- stereotype Bewegungsstörung
- Münchhausen-Syndrom
- Intelligenzminderung
Häufige Komorbiditäten
Therapie
Bei Kindern ist oft eine ausreichende Aufklärung der Eltern ausreichend. Unterstützend können verhaltenstherapeutische Techniken angewendet werden. Bei schweren Fällen oder wenn eine Verstärkung der Trichotillomanie im familiären Umfeld vorliegt, soll eine stationäre Behandlung erfolgen. SSRI haben sich als wenig wirksam erwiesen. Ein mögliche pharmakologische Option könnte N-Acetylcystein darstellen.
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