Transfusionsassoziierte Lungeninsuffizienz
Synonym: Transfusionsinduzierte Lungeninsuffizienz, transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz
Englisch: Transfusion-related acute lung injury, TRALI
Definition
Die transfusionsassoziierte Lungeninsuffizienz ist eine schwerwiegende Komplikation bei der Transfusion von Blutprodukten, welche Plasma enthalten. Zu dieser Komplikation kommt es maximal 6 Stunden nach Transfusion. Die TRALI ist gekennzeichnet durch den Symptomenkomplex aus Dyspnoe, Temperaturanstieg und einem Blutdruckabfall. Es kann zu bilateralen Lungeninfiltrationen kommen.
Epidemiologie
Die Inzidenz einer transfusionsinduzierten Lungeninsuffizienz wurde 2009 mit 1/65.000 für gefrorene Frischplasmen und 1/>2.000.000 für Erythrozytenkonzentrate angegeben. Erythrozytenkonzentrate enthalten herstellungsbedingt nur Restmengen an Spenderplasma.
Pathogenese
Zu dieser Komplikation kommt es durch im Plasmapräparat vorhandene Antikörper des Spenders gegen Leukozyten des Empfängers. Zielantigene sind überwiegend HNA- oder HLA-Proteine. Die Antikörper aktivieren die Granulozyten, welche daraufhin Adhäsionsmoleküle exprimieren und in den interstitiellen Raum zwischen Alveolar- und Gefäßendothel wandern. Dort kommt es zur Ausschüttung von Zytokinen, Proteasen und Sauerstoffradikalen, welche die Kapillarwände schädigen und so die Permeabilität stark erhöhen. Es kommt bereits während oder bis zu 6 Stunden nach der Transfusion zu einem Lungenödem.
Häufig geht der transfusionsassoziierten Lungeninsuffizienz eine schwere Erkrankung (Infektion) oder Operation voraus.
Das Plasma, das eine TRALI ausgelöst hat, stammt überwiegend von Blutspenderinnen, die Kinder bekommen haben und durch die Schwangerschaft gegen leukozytäre Antigene des Kindes sensibilisiert wurden. Dieses Plasma soll daher laut einem Votum des Arbeitskreises Blut am Robert-Koch-Institut aus dem Jahr 2009 nicht mehr als therapeutisches Plasmaprodukt verwendet werden, es sei denn, die Spenderin wurde negativ auf das Vorliegen von HLA- und HNA-Antikörpern getestet.
Klinik
Das klinische Bild ist geprägt von Husten, Kurzatmigkeit, erhöhter Atemfrequenz, Fieber und Hypotension.
Diagnose
- Anamnese
- Schnell zunehmende Dyspnoe
- Gelegentlich Hypotonie und Hyperthermie
- SpO2 unter Raumluft <90%
- Röntgenthorax: Neu aufgetretene, bilaterale Lungeninfiltrate
- Echokardiographie
- Labor: BNP erhöht
Differentialdiagnose
Ein kardiogenes bzw. durch Hypervolämie ausgelöstes Lungenödem (transfusion-associated circulatory overload, TACO) muss ausgeschlossen werden.
Therapie
Ca. 20 % der betroffenen Patienten versterben an dieser Komplikation. Sobald während der Transfusion Zeichen einer transfusionsassoziierten Lungeninsuffizienz auftreten, muss diese abgebrochen werden. Darauf erfolgt die intravenöse Gabe von Flüssigkeit um den Blutdruck zu stabilisieren. Eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Patienten, ggf. mittels Intubation sollte sichergestellt werden.
Meldepflicht
Eine transfusionsinduzierte Lungeninsuffizienz ist als Arzneimittelnebenwirkung meldepflichtig.
um diese Funktion zu nutzen.