Tenascin
von lateinisch: tenere - halten; nasci - geboren werden
Englisch: tenascin
Definition
Tenascine bilden eine Gruppe großer, multimerer Glykoproteine der Extrazellulärmatrix (EZM). Sie fungieren als Integrinliganden sowie als Modulatoren der Fibronectin-Integrin-Interaktion. So beeinflussen sie die Zelladhäsion, -migration, Gewebehomöostase und das Zellwachstum.
Hintergrund
Die EZM ist ein komplexes Netzwerk verschiedener, von Zellen sezernierter Makromoleküle, das die Gewebearchitektur sichert und die Entwicklung und Homöostase von Zellen sowie Geweben reguliert. Eine Dysregulation von EZM-Proteinen wird u.a. mit der Malignität von Tumoren in Verbindung gebracht.
Einteilung
In Vertebraten existieren vier Tenascine:
- Tenascin C (TN-C)
- Tenascin R (TN-R)
- Tenascin W (TN-W)
- Tenascin X (TN-X)
Es existiert eine Vielzahl von Tenascin-Isoformen, die aufgrund alternativen Spleißens entstehen.
Biochemie
Tenascine besitzen eine modulare Struktur mit konservierten Domänen. Darunter befinden sich repetitive EGF-ähnliche Domänen, Fibronectin-Typ-III-Domänen sowie eine C-terminale Fibrinogen-verwandte Domäne. Im N-terminalen Bereich liegt eine Region, die eine Coiled-Coil-Struktur bildet. Tenascine liegen meist als Multimere (Tri- oder Hexamere) vor, die über Disulfidbrücken miteinander verbunden sind.
Expression
Jede Subgruppe der Tenascine weist ein gewebe- und zeitspezifisches Expressionsmuster im Embryo und im Erwachsenenalter auf.
TN-C hat während der Embryogenese ein breites Expressionsmuster und wird insbesondere im neuralen Gewebe und in der Neuralleiste exprimiert, während die Expression im adulten Organismus im Wesentlichen auf Stammzellen beschränkt ist. Die TN-R-Expression ist weitgehend auf neuronales Gewebe beschränkt. TN-W wird embryonal in der glatten Muskulatur und Skelettmuskulatur exprimiert, adult ist es auf Stammzellen, Bereiche der Leber und Milz sowie das Peritoneum beschränkt. TN-X weist embryonal eine weitgehend ubiquitäre Expression auf und wird bei Erwachsenen in der Haut, im Herz und in Ligamenten exprimiert.
Klinische Relevanz
Tenascine werden in der EZM von vielen Krebsarten exprimiert und gelten damit als interessante Targets für mögliche zukünftige Krebstherapien. Ein TN-X-Mangel verursacht eine seltene, rezessive Form des Ehlers-Danlos-Syndroms. Des Weiteren sind Tenascine mit Durchblutungsstörungen der Netzhaut, Multipler Sklerose und Autoimmunerkrankungen assoziiert.
Quelle
- Brösicke und Faissner, Role of tenascins in the ECM of gliomas, Cell Adh Migr, 2015