Spinaler Reflex
Synonyme: Rückenmarksreflex
Englisch: spinal reflex
Definition
Spinale Reflexe sind unwillkürliche stereotype Reizantworten (Reflexe), die im Rückenmark generiert werden.
Physiologie
Spinale Reflexe benötigen einen Sensor (z.B. eine Muskelspindel), der den Reiz wahrnimmt, und einen Effektor (i.d.R. ein Muskel), der die Reizantwort ausgibt. Der Reiz wird über den Sensor in Aktionspotentiale übersetzt. Diese Aktionspotentiale werden an eine afferente Nervenfaser weitergereicht. Die afferente Nervenfaser tritt über die Radix posterior ins Hinterhorn des Rückenmarks ein. In der grauen Substanz werden die Aktionspotentiale je nach Reflexart über eine oder mehrere Synapsen verschaltet. Die Verschaltung kann dabei im gleichen Rückenmarkssegments stattfinden oder auf Neuronen ober- und unterhalb des Segments.
Im Vorderhorn der grauen Substanz werden die verschalteten α-Motoneurone aktiviert und senden über efferente Nervenfasern Schenkel die Reflexantwort in die Peripherie. Gleichzeitig können über inhibitorische Interneurone andere Efferenzen gehemmt werden ("reziproke Hemmung").
Einteilung
...nach Modalität
Spinale Refexe können in somatische, viszerale und gemischte Reflexe unterteilt werden. Somatische Reflexe sind die klassischen Muskel- und Hautreflexe, viszerale Reflexe sind die Reizreaktionen von Organen, z.B. der Blasenentleerungsreflex. Beispiel für gemischte Reflexe sind viszero-kutane (Head-Zonen) und viszero-muskuläre Reflexe, z.B. die Entstehung von Abwehrspannung durch die Reizung des Peritoneums bei akutem Abdomen.
...nach Anzahl der Synapsen
- Monosynaptischer Reflex: Bei monosynaptischen Reflexen findet die Verschaltung vom afferenten Schenkel (Reiz) direkt auf den efferenten Schenkel statt. Es ist nur eine Synapse im Rückenmark involviert.
- Polysynaptischer Reflex: Bei polysynaptischen Reflexen ist zwischen den afferenten und efferenten Schenkel mindestens ein Interneuron verschaltet. Der Reflex läuft dadurch über mehrere Synapsen.
...nach Lage von Sensor und Effektor
- Eigenreflex: Bei Eigenreflexen liegen Sensor und Effektor im gleichen Organ. Beispiele für Eigenreflexe sind der Patellarsehnenreflex (PSR), der Achillessehnenreflex (ASR) oder der Bizepssehnenreflex (BSR).
- Fremdreflex: Bei Fremdreflexen liegen Sensor und Effektor in unterschiedlichen Organen. Beispiiel für Fremdflexe sind der Bauchhautreflex, der Analreflex und der Kontralaterale Streckreflex.
Die letzten beiden Einteilungen sind nicht konkurrierend, sondern beleuchten die gleichen Reflexmuster einmal aus morphologischer und einmal aus funktioneller Sicht. Fremdreflexe sind polysynaptische Reflexe, Eigenreflexe sind monosynaptische Reflexe.
Klinik
Zur klinischen Beurteilung spinaler Reflexe dient der Hoffmann-Reflex (H-Reflex).
um diese Funktion zu nutzen.