Ösophagusdivertikel
Synonym: Speiseröhrendivertikel
Englisch: esophageal diverticulum
Definition
Ösophagusdivertikel sind pathologische Ausstülpungen der Wand (Divertikel) des Ösophagus.
Einteilung
Nach der Pathogenese und Beschaffenheit der Ausstülpung werden grundsätzlich zwei Formen des Ösophagusdivertikels unterschieden.
Echtes Divertikel (Traktionsdivertikel)
Die gesamte Wand des Ösophagus sackt aus. Es entsteht auf der Grundlage von aus der Fetalzeit persistierender Gewebeverbindungen zwischen Ösophagus und Trachea (siehe auch: Ösophagusatresie). Charakteristischerweise finden sich echte Divertikel daher auch an der Bifurkation der Trachea. Sie werden dann auch als Bifurkationsdivertikel oder parabronchiale Divertikel bezeichnet.
Das echte Divertikel wird teilweise immer noch als Traktionsdivertikel betrachtet. Die Bezeichnung geht auf eine inzwischen als überholt zu betrachtende Hypothese über die Pathogenese des echten Divertikels zurück. Demnach entstanden echte Divertikel durch Zug (Traktion) entzündlich veränderter und vernarbender Lymphknoten am Hilus der Lunge.
Falsches Divertikel (Pulsionsdivertikel)
Die falschen Divertikel, auch als Pulsionsdivertikel bezeichnet, sind Ausstülpungen der Schleimhaut und Submucosa durch eine Lücke in der Muskelschicht. Sie entstehen durch Druckerhöhungen im Ösophagus. Alternative Bezeichnungen für das falsche Divertikel sind auch "unechtes Divertikel" oder "Pseudodivertikel".
Das häufigste Lokalisation eines Pulsionsdivertikels ist an der Hinterwand des Pharynx (Killian-Dreieck). Es wird als Zenker-Divertikel bezeichnet, zählt jedoch eigentlich zu den Pharynxdivertikeln und nicht zu der Gruppe der Speisenröhrendivertikel. Ein echtes Speiseröhrendivertikel ist hingegen das unterhalb des oberen Ösophagussphinkters (OÖS) gelegene Killian-Jamieson-Divertikel. Weitaus seltener sind Pulsionsdivertikel zwerchfellnah als sogenannte epiphrenische Divertikel.
Den Druckerhöhungen im Ösophagus liegen wahrscheinlich Störungen der neuromuskulären Regulation beim Schluckakt zugrunde. Durch anatomische Schwachstellen der Muskulatur kommt es infolge dessen zur Ausstülpung von Teilen der Wand.
Symptomatik
Kleinere Divertikel sind häufig asymptomatisch. Bei symptomatischen Verläufen kommt es initial zu einem Fremdkörpergefühl und Dysphagie. Durch Ablagerung von Speisebrei in der Aussackungshöhle kann es zu übelriechendem Mundgeruch (Foetor ex ore) kommen.
Abgelagerte Nahrung kann durch Regurgitation vor allem nachts ausgestoßen werden. Als Komplikation nächtlicher Regurgitationen ist vor allem die Aspiration in die Lunge zu befürchten.
Weitere Komplikationen sind Blutungen, Perforation und Ausbildung von Fisteln.
Diagnostik
Die Darstellung des Divertikels ist mit einem Röntgenbreischluck unter Verwendung von wasserlöslichem Kontrastmittel meistens sehr zuverlässig möglich. Ergänzend kann eine Ösophagusmanometrie zur Feststellung von Druckerhöhungen erfolgen.
Eine Endoskopie des Ösophagus erlaubt die direkte Darstellung.
Therapie
Ösophagusdivertikel sind nur bei störender Symptomatik oder Fistelbildung zu behandeln. Dabei ist eine Myotomie mit Resektion des Divertikelsacks und Verschluss das Vorgehen der Wahl. Je nach Größe des Divertikels und Kompetenz des behandelnden Arztes kann eine Myotomie endoskopisch oder offen chirurgisch erfolgen.
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