Spannungskopfschmerz
Englisch: tension headache
Definition
Unter dem Spannungskopfschmerz versteht man einen Kopfschmerz von dumpf drückendem Charakter, der holozephal oder bifrontal auftritt und wahrscheinlich eine Reaktion des Gehirns auf verschiedene Reize darstellt.
- ICD-10-Code: G44.2
Epidemiologie
Es wird davon ausgegangen, dass zwei bis drei Prozent der Bevölkerung täglich unter Spannungskopfschmerzen leiden. Spannungskopfschmerzen stellen somit die häufigste Kopfschmerzerkrankung dar. Die Lebensprävalenz liegt bei neunzig Prozent. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.
Formen
Man unterscheidet grob den episodischen Spannungskopfschmerz, der an weniger als fünfzehn Tagen pro Monat auftritt, vom chronischen Spannungskopfschmerz. Dieser tritt an mehr als fünfzehn Tagen pro Monat oder an mehr als 180 Tagen pro Jahr auf. Chronischer Spannungskopfschmerz kommt, im Vergleich zu episodischen Spannungskopfschmerzen, gehäuft im Alter vor.
In der Klassifikation der International Headache Society differenziert man feiner in:
- Selten auftretender episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp
- Selten auftretender episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp mit perikranieller Schmerzempfindlichkeit
- Selten auftretender episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp ohne perikranielle Schmerzempfindlichkeit
- Häufig auftretender episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp
- Häufig auftretender episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp mit perikranieller Schmerzempfindlichkeit
- Häufig auftretender episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp ohne perikranielle Schmerzempfindlichkeit
- Chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp
- Chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp mit perikranieller Schmerzempfindlichkeit
- Chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp ohne perikranielle Schmerzempfindlichkeit
- Wahrscheinlicher Kopfschmerz vom Spannungstyp
- Wahrscheinlicher selten auftretender, episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp
- Wahrscheinlicher häufig auftretender episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp
- Wahrscheinlicher chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp
Ätiopathogenese
Es wird vermutet, dass der Spannungskopfschmerz eine Reaktion des Gehirns auf verschiedene Reize darstellt. Zu den Reizen gehören z.B. eine Hyperkapnie, psychischer Stress sowie eine Anspannung der perikraniellen Muskulatur, wobei die Reize schmerzverarbeitende Systeme aktivieren.
Chronische Spannungskopfschmerzen beruhen auf einer Erniedrigung des Schwellenwertes in schmerzverarbeitenden Systemen, die wahrscheinlich durch eine Vasodilatation hervorgerufen wird. Durch die Erniedrigung des Schwellenwertes führen immer geringere Reize zu Spannungskopfschmerzen.
Klinik
Spannungskopfschmerzen sind von dumpf drückendem Charakter und treten beidseitig auf. Vegetative Symptome wie z.B. Übelkeit und Erbrechen sind gering ausgeprägt oder fehlen ganz.
Als Diagnosekriterien gelten
- beidseitige Lokalisation
- drückend oder beengender, nicht pulsierender Schmerz
- leichte bis mittlere Schmerzintensität
- keine Verschlechterung bei Bewegung
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sollte eine Migräne ausgeschlossen werden. Nach möglichen Erkrankungen aus dem Bereich der Inneren Medizin, der HNO und der Neurologie, die zu spannungskopfschmerzartigen Schmerzen führen können, sollte gesucht werden. Aber auch ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz sollte ausgeschlossen werden.
Diagnostik
Wenn der betroffene Patient zwischen fünfzehn und 35 Jahre alt ist, darf die Diagnose klinisch nach IHS-Kriterien gestellt werde. Zuvor sollten jedoch durch eine gründliche Anamnese und eine gründliche neurologische Untersuchung andere Erkrankungen ausgeschlossen werden.
Wenn Anamnese und Untersuchung auf eine andere Erkrankung hinweisen, sollte eine weitergehende Diagnostik (z.B. Lumbalpunktion, Computertomographie, Magnetresonanztomographie) erfolgen. Auch wenn das Alter des Patienten bei Erstmanifestation über 40 Jahren liegt oder sich der Schmerzcharakter geändert hat, sollte eine ausführlichere Diagnostik erfolgen.
Therapie
Die Therapie besteht in der Gabe von NSAR. Um die Entwicklung eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes zu verhindern, sollte auf Mischanalgetika verzichtet und eine Höchstdosis festgelegt werden.
Akuter Spannungskopfschmerz
Die AKdÄ empfiehlt folgende Wirkstoffe und Dosierungen zur Behandlung des akuten Spannungskopfschmerzes.[1]
Wirkstoff | Einzeldosis (mg) | maximale Tagesdosis (mg) |
---|---|---|
Analgetika | ||
Paracetamol | 500 - 1.000 | 2.000 |
Metamizol | 500 - 1.000 | 2.000 |
Nichtsteroidale Antiphlogistika/Analgetika | ||
Acetylsalicylsäure | 500 - 1.000 | 1.500 |
Ibuprofen | 400 - 600 | 1.200 |
Naproxen | 500 - 1.000 | 1.000 |
Chronischer Spannungskopfschmerz
Die AKdÄ empfiehlt folgende Wirkstoffe und Dosierungen zur Behandlung des chronischen Spannungskopfschmerzes.[1]
Wirkstoff | Tagesdosis (mg) | maximale Tagesdosis (mg) |
---|---|---|
1. Wahl: Antidepressiva | ||
Amitriptylin | 25-75 | 150 |
Amitriptylinoxid | 30-90 | 120 |
Doxepin | 25-75 | 150 |
Clomipramin | 25-75 | 150 |
Imipramin | 30-75 | 100 |
2. Wahl: falls nach 6-8 Wochen ohne Erfolg | ||
Mianserin | 30-60 | 90 |
Maprotilin | 25-50 | 100 |
Unwirksam bei chronischem Spannungskopfschmerz sind selektive Serotonin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SSRI).
Prophylaxe
Mögliche Triggerfaktoren sollten analysiert und vermieden werden. Auch das Erlernen eines Entspannungsverfahrens kann prophylaktisch wirken. Gegebenenfalls kann auch eine medikamentöse Therapie mit trizyklischen Antidepressiva erfolgen. Akupunktur kann sich ebenfalls günstig auswirken.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ): Empfehlungen zur Therapie chronischer Kopf- und Gesichtsschmerzen (Oktober 2001)
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