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Synonyme: Dermatitis ammoniacalis, Dermatitis glutealis, Erythema gluteale
Die Windeldermatitis ist eine irritative Kontaktdermatitis im Windelbereich bei Neugeborenen und Säuglingen bzw. bei inkontinenten Patienten.
Die Windeldermatitis ist eine häufige Hauterkrankung, die meist im 2. bis 4. Lebensjahr beginnt. Es sind etwa zwei Drittel aller Säuglinge betroffen. Bei Inkontinenz kann das Krankheitsbild in jedem Alter auftreten.
Aufgrund von saugfähigen Einmalwindeln hat die Prävalenz jedoch abgenommen.
Die Windeldermatitis ist multifaktoriell bedingt. Pathogenetische Faktoren sind:
Prädisponierend für die Erkrankung sind ein seltener Wechsel der Windeln und die Einnahme von Antibiotika. Im Verlauf kommt es häufig zu Sekundärinfektionen (z.B. hämolysierende Streptokokken, Candida albicans).
Ob mit dem Stuhl ausgeschiedene proteolytische Enzyme oder die bakterielle Zersetzung von Harnstoff eine ätiologische Rolle spielen, ist derzeit (2019) unklar.
Die Windeldermatitis beginnt mit einem flächigen Erythem und Schuppung an Oberschenkel, Gesäß, Unterbauch und im Genitalbereich. Die Leisten sind intial meist ausgespart. Im Verlauf kommt es zu Bläschen, Nässen und Krustenbildung.
Bei sekundärer Besiedlung mit Candida albicans finden sich am Rand weißlich trübe Pusteln oder kleine Maculae mit colleretteartiger Schuppung. Bakterielle Sekundärinfektionen führen zu Pusteln, Krusten und zu ausgestanzt wirkenden Ulzera (Ekthymata). Bei Persistenz treten z.T. entzündlich gerötete Papeln auf (posterosives Syphiloid).
Weiterhin kann als örtliche Komplikation eine gering blutende Erosion der Harnröhrenmündung entstehen. Außerdem kann, insbesondere bei längerer topischer Gabe von Glukokortikoiden, ein Granuloma gluteale infantum entstehen.
Zu den Differenzialdiagnosen gehören:
Basistherapie der Windeldermatitis ist zunächst das häufige Wechseln der Windeln. Nässende Hautareale können mit austrocknenden, desinfizierenden Pasten (z.B. Chlorhexidindicluconat 1%) und Zinkpaste behandelt werden. Stärkere Krusten werden durch feuchte Umschläge entfernt. Ist das betroffene Hautgebiet sehr entzündet, wird zusätzlich mit schwachen Glukokortikoiden behandelt.
Eine Infektion mit Candida albicans bedarf einer antimykotischen Therapie, zunächst topisch (z.B. Nystatin-Creme). Bei fehlendem Ansprechen und Erregernachweis im Stuhl wird Nystatin oral verabreicht. Bakterielle Sekundärinfektionen werden topisch mit antibiotischen Externa behandelt.
Die Windeldermatitis neigt zu einem chronischen Verlauf. Durch sorgfältige Therapie ist die Prognose günstig.
Tags: Dermatitis, Haut, Inkontinenz, Windel
Fachgebiete: Dermatologie, Kinderheilkunde
Diese Seite wurde zuletzt am 29. Dezember 2019 um 17:13 Uhr bearbeitet.
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