Senfgas
Synonyme: Bis(2-chlorethyl)sulfid, Bis(2-chlorethyl)thioether, Dichlordiäthylsulfid, Dichlordiethylsulfid, Gelbkreuzgas, Schwefellost, Yperit, S-Lost, Schwefelyperit
Englisch: mustard gas, bis(2-chloroethyl) sulfide, iprit, sulfur mustard, yellow cross liquid, yperite
Definition
Senfgas ist ein chemischer Kampfstoff, der eine hochgradig toxische und verätzende Wirkung auf die Haut und Atmungsorgane des Menschen aufweist. Es wurde in zahlreichen Kriegen als chemische Waffe eingesetzt, darunter im Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Chemie
Senfgas gehört zur Gruppe der Loste und besitzt die chemische Summenformel:
- C4H8Cl2S
Bei Zimmertemperatur liegt der Kampfstoff in Form einer farblosen und geruchsneutralen Flüssigkeit vor. Nicht gereinigte Flüssigkeiten verbreiten einen intensiven Geruch nach Senf und Knoblauch. Der Schmelzpunkt liegt in einem Bereich von rund 14 °C.
Synthese
Die industrielle Synthese erfolgt durch eine Anlagerung von Schwefeldichlorid an Ethen im Rahmen einer elektrophilen Addition.
Toxizität
Die Aufnahme erfolgt über die Haut und den Respirationstrakt. Als starkes, kanzerogenes Hautgift ruft Senfgas mit zeitlicher Latenz Rötung, Blasenbildung, Ulzerationen und Wundheilungsstörungen hervor. Die betroffenen Areale sind durch persistierenden Juckreiz und Hauttrockenheit sowie sensible Störungen und Gefäßmalformationen (z.B. Teleangiektasien, Hämangiome) gekennzeichnet. Senfgas stört die Funktion der mesenchymalen Stammzellen, die für die Wundheilung entscheidend sind, indem es die Migration und Zellteilung beeinträchtigt. Die Latenz kann dosisabhängig bis zu 24 Stunden betragen.
Bei der Aufnahme über den Respirationstrakt werden die Bronchien geschädigt. Gelangen die Dämpfe ins Auge, kommt es häufig zu einem Lidödem.
Therapie
- Besprühen der betroffenen Stellen mit Chlorkalk oder Waschen mit Seifenlauge
- Amputation stark betroffener Gliedmaßen
um diese Funktion zu nutzen.