Lost
nach den deutschen Chemikern Wilhelm Lommel und Wilhelm Steinkopf
Synonyme: Loste, Gelbkreuzkampfstoffe
Definition
Lost ist eine chlorierte, organische, schwefel- oder stickstoffhaltige Verbindung, die durch ihre Nutzung als chemischer Kampfstoff bekannt geworden ist.
Loste wurden vor allem während des Ersten Weltkriegs aufgrund ihrer toxischen Eigenschaften eingesetzt. Die bekanntesten Vertreter dieser Gruppe sind die Schwefelloste (z.B. Senfgas) und die Stickstoffloste.
Geschichte
Der Begriff “Lost” leitet sich von den Nachnamen der deutschen Chemiker Wilhelm Lommel und Wilhelm Steinkopf ab, die während des Ersten Weltkriegs die Herstellung von Senfgas für militärische Zwecke entwickelten. Die Bezeichnung “Gelbkreuzkampfstoffe” stammt von der Kennzeichnung der Munition mit einem gelben Kreuz.[1]
Chemie
Loste sind Alkylierungsmittel, die durch ihre chemische Struktur in der Lage sind, kovalente Bindungen mit biologischen Molekülen einzugehen. Sie enthalten typischerweise funktionelle Gruppen wie Chlor- oder Schwefelatome, die für ihre reaktive Natur verantwortlich sind.
siehe auch: Senfgas und Stickstofflost
Toxizität
Loste sind stark zytotoxisch und verursachen schwere Schäden an Haut, Schleimhäuten und Atemwegen. Nach Hautkontakt tritt typischerweise eine verzögerte Reaktion ein, die mit Erythemen beginnt und in schmerzhafte Blasenbildung sowie tiefgreifende ulzerierende Läsionen übergeht. Die betroffenen Gewebe zeigen eine ausgeprägte Mitosehemmung, was die Regeneration erheblich verzögert und das Risiko persistierender Hautschäden erhöht. Beim Einatmen der Dämpfe kommt es häufig zu massiven Schädigungen der Atemwege, darunter Entzündungen des Tracheobronchialtrakts, alveoläre Läsionen sowie in schweren Fällen zur Ausbildung eines toxischen Lungenödems. Die toxische Wirkung ist dosisabhängig, wobei bereits geringe Konzentrationen zu irreversiblen Gewebeschäden führen können.[2]
Medizinische Nutzung
Die zellteilungshemmende Wirkung von Losten wird teilweise in der Chemotherapie genutzt. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg wurden Krebsmedikamente auf Lost-Basis angewendet. Beispiele für solche Medikamente sind Chlorambucil, Cyclophosphamid, Melphalan, Bendamustin und Ifosfamid.
Therapie nach Exposition
Bei Hautkontakt mit Losten ist es entscheidend, die Substanz schnell zu entfernen. Dies kann durch Abwaschen mit Seifenlauge oder Besprühen mit Chlorkalk erfolgen. Stark betroffene Extremitäten müssen ggf. amputiert werden.
Literatur
- ↑ Florian Schmaltz: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus, Wallstein Verlag, 2005, ISBN 978-3-89244-880-8, S. 21
- ↑ Rothmiller et al. Hautaffektionen nach S-Lost Exposition. Die Chronische Wunde. WMM. 67(7-8):297-303. 2023