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Schulterdystokie

Englisch: shoulder dystocia

1. Definition

Unter der Schulterdystokie versteht man eine nach der Geburt des kindlichen Kopfes auftretende inkorrekte Einstellung der kindlichen Schultern in das Becken der Mutter, die den weiteren Verlauf der Geburt verzögert.

2. Epidemiologie

Die Schulterdystokie ist eine seltene Komplikation während der Geburt, die für die Geburtshelfer oft sehr überraschend auftritt.

3. Ätiopathogenese

Die Schulterdystokie wird häufiger bei makrosomen Kindern von diabetischen und/oder übergewichtigen Müttern gefunden. Dabei führen ausgeprägte Fettdepots im Becken der Mutter und/oder ausgeprägte Fettdepots am Rumpf des Kindes zu der inkorrekten Einstellung der kindlichen Schultern in das mütterliche Becken.

4. Formen

Man unterscheidet den hohen Schultergeradstand vom tiefen Schulterquerstand.

4.1. Hoher Schultergeradstand

Beim hohen Schultergeradstand erfolgt eine Längseinstellung der Schultern im Beckeneingang, sodass die vordere Schulter an der Symphyse hängen bleibt.

4.2. Tiefer Schulterquerstand

Beim tiefen Schulterquerstand führt eine ausgebliebende Rotation der Schultern in Beckenmitte dazu, dass die Schultern am Beckenboden quer stehen.

5. Klinik

Charakteristisch ist der Geburtsstillstand nach der Geburt des kindlichen Kopfes. Beim hohen Schultergeradstand umhüllt die Vulva den Kopf des Kindes wie eine Halskrause.

6. Therapie

6.1. Hoher Schultergeradstand

Beim hohen Schultergeradstand wird zunächst ein Tokolytikum als Bolus verabreicht, gefolgt von einer Episiotomie, um Platz zu schaffen. Danach wird das McRoberts-Manöver durchgeführt: Dabei werden die Beine zunächst gestreckt, wodurch die Conjugata vera um bis zu einem Zentimeter vergrößert werden kann. Durch Rotation des Kindes in der Längsachse, die durch manuelle Druckausübung direkt über der Symphyse unterstützt werden kann, besteht die Möglichkeit, dass sich die Schultern in den schrägen Durchmesser einstellen. Nach erfolgreicher Rotation erfolgt die maximale Beugung im Hüftgelenk, um den Platz für die vordere Schulter zu vergrößern.

Wenn das Manöver erfolglos bleibt, kann eine Intubationsnarkose zur maximalen Relaxierung des Beckenbodens notwendig werden.

6.2. Tiefer Schulterquerstand

Beim tiefen Schulterquerstand wird das Kind nach Erweiterung der Episiotomie durch Drehung des Kopfes und der Schultern in seiner Längsachse gedreht. Der Kristeller-Handgriff kann evtl. als Unterstützung genutzt werden.

7. Komplikationen

Eine Schulterdystokie erhöht das Risiko für Frakturen von Humerus und Clavicula sowie für Armplexuslähmungen. Die Mortalität liegt zwischen zwei und 16 Prozent, wobei vor allem Nabelschnurkompressionen, Kompressionen des Thorax sowie traumatische Schädigungen des Gehirns verantwortlich sind.

8. Prävention

Um eine Schulterdystokie zu verhindern, sollten prädisponierende Faktoren durch gründliche Anamnesen und die Vorsorgeuntersuchungen frühzeitig erkannt werden. Screeningtools konnten bisher (2023) nicht die Inzidenz der Schulterdystokie vermindern.

9. Literatur

Fachgebiete: Geburtshilfe

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05.09.2024, 13:19
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