McRoberts-Manöver
nach dem US-amerikanischen Geburtshelfer und Gynäkologen William Alexander McRoberts Jr. (1914–2006)
Synonym: Manöver nach McRoberts
Englisch: McRoberts maneuver
Definition
Das McRoberts-Manöver ist ein geburtshilfliches Manöver, das bei bestimmten Formen einer Schulterdystokie eingesetzt wird. Dabei zieht die Gebärende die im Kniegelenk gebeugten Beine stark an.
Hintergrund
Die Schulterdystokie ist eine geburtshilfliche Notfallsituation, bei der die Schultern des Kindes nach der Geburt des Kopfes im Geburtskanal stecken bleiben. Das McRoberts-Manöver wurde erstmals in den 1980er Jahren populär und wird weltweit als Erstmaßnahme eingesetzt, da es einfach durchzuführen ist und kein spezialisiertes geburtshilfliches Training erfordert.
Durchführung
Das McRoberts-Manöver läuft wie folgt ab:
- Beide Beine der Gebärenden werden im Kniegelenk gebeugt.
- Die Oberschenkel werden eng an den Oberkörper herangezogen und die Beine so maximal in den Hüftgelenken gebeugt. Die Gebärende kann ihre Arme zur Unterstützung der Position in die Kniekehle legen.
- Der Oberkörper der Gebärenden wird leicht angehoben und Kissen untergelegt.
Durch diese Positionierung wird die Symphyse nach kranial rotiert und die Lendenlordose reduziert, was die Entwicklung der vorderen Schulter des Kindes erleichtert.
In einigen Fällen kann zusätzlicher Druck auf den suprapubischen Bereich ausgeübt werden, um die Schulter des Kindes zu lösen. Es darf nicht am Kopf des Kindes gezogen werden.
Wirksamkeit
Studien zeigen, dass das McRoberts-Manöver bei dafür geeigneten Schulterdystokien in Verbindung mit suprapubischem Druck in etwa 9 von 10 Fällen zum Erfolg führt.[1]
Risiken
Das wichtigste Risiko des McRoberts-Manövers eine Läsion des Plexus brachialis, die meist zu einer Erb-Lähmung führt. Besonders problematisch ist die Anwendung des Manövers bei einem hohen Schultergeradstand. In dieser Situation besteht ein erhöhtes Risiko für Plexusverletzungen, da das Manöver erhebliche Hebelkräfte erzeugen kann.
Kritik
Derzeit (2024) wird diskutiert, ob das McRoberts-Manöver weiterhin als erste Wahl bei der Schulterdystokie, insbesondere bei hohem Schultergeradstand, eingesetzt werden sollte. Als alternative Rotationsmanöver werden z.B. das Rubin-Manöver und das Woods-Manöver diskutiert. Eine weitere Möglichkeit ist die direkte Lösung des hinteren Arms, um den biakromialen Schulterdurchmesser zu reduzieren.
Quellen
- ↑ Leung, TY; Stuart, O; Suen, SSH; Sahota, DS; Lau, TK; Lao, TT (April 12, 2011). "Comparison of perinatal outcomes of shoulder dystocia alleviated by different type and sequence of manoeuvres: a retrospective review". BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology. 118 (8): 985–990. doi:10.1111/j.1471-0528.2011.02968.x. ISSN 1470-0328 PMID 21481159
Literatur
- Fittschen et al. Ist das McRoberts-Manöver die Ursache für Plexusschäden? Mögliche Konsequenzen für eine Neubewertung der Algorithmen bei Schulterdystokie, Geburtsh Frauenheilk 2023; 83: 497–501
- Pschyrembel Online: McRoberts-Manöver, abgerufen am 05.09.2024
- dhz-online.de - Manöver und Handgriffe, abgerufen am 05.09.2024
- Shoulder Dystocia - Royal College of Obstetricians and Gynaecologists, abgerufen am 15.09.2024
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