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Scherengebiss (Pferd)

1. Definition

Als Scherengebiss bezeichnet man eine hochgradige Gebissanomalie beim Pferd, bei der die Kauflächenwinkel der Backenzähne unphysiologisch steil ausgerichtet sind.

2. Nomenklatur

Da die Zähne so steil (> 35 Grad) stehen, ähneln sie den Klingen einer Schere, weshalb die Anomalie im klinischen Sprachgebrauch als Scherengebiss bezeichnet wird.

3. Ätiologie

Ein Scherengebiss kann angeboren oder erworben sein. Das Scherengebiss ist eine schwerwiegende Malokklusion, die in den meisten Fällen einseitig, seltener bilateral auftritt. Die Entwicklungsdauer eines solchen Gebisses beträgt Jahre und kommt daher nur vor, wenn jahrelang keine Zahnkorrektur bei den Pferden durchgeführt wird.

4. Pathogenese

Ist der Unterkiefer im Vergleich zum Oberkiefer zu eng, kommt nur ein Teil der Kaufläche während der Futterzerkleinerung korrekt in Reibung. Der andere Teil wird durch den zu geringen Abrieb immer steiler. Dies führt letztendlich dazu, dass im Oberkiefer die palatinalen Anteile der Backenzähne viel zu kurz und die bukkalen Anteile viel zu lang werden. Im Unterkiefer sind die Verhältnisse genau umgekehrt. In ausgeprägten Fällen kann der Okklusionskontakt der Backenzähne vollständig verloren gehen und die langen Ränder führen zu Verletzungen an den gegenüberliegenden Kiefern.

Erworbene Scherengebisse können im Rahmen eines einseitigen Kauverhaltens (z.B. durch Schmerzvermeidungsstrategien) auftreten.

5. Symptome

Betroffene Pferde fallen in der Regel durch Futterverlust beim Fressen, einseitiges Kauen und Gewichtsverlust auf. Auch Foetor ex ore kann häufig im Rahmen von Folgeekrankungen (z.B. Diastema oder Zahnfrakturen) auftreten.

Aufgrund des mangelhaft zerkleinerten Futters leiden die Tiere auch unverhältnismäßig oft an Schlundverstopfungen.

6. Diagnostik

Die Diagnose wird in der Regel einfach durch Adspektion im Rahmen der zahnmedizinischen Untersuchung am sedierten Patienten gestellt. Zusätzlich ist die Lateralexkursion (einseitig) stark eingeschränkt und die Kiefergelenke können palpationsdolent sein.

Die starke Winkelung der Kauflächen der Backenzähne führt sekundär zusätzlich zu einer schiefen Ebene der Schneidezähne.

7. Therapie

Ziel der Therapie ist eine Verbesserung der Okklusion, da die Wiederherstellung einer Normokklusion in stark fortgeschrittenen Fällen häufig nicht mehr möglich ist.

Für die Korrektur sind in der Regel mehrere Sitzungen im Abstand von einigen Wochen notwendig. Pro Sitzung werden nur wenige Millimeter der überlangen Zahnseiten abgetragen, um eine Eröffnung der Pulpenhörner zu vermeiden. Zusätzlich muss sich das Pferd langsam an die neuen Kauverhältnisse gewöhnen. Eine sekundäre schiefe Ebene der Schneidezähne muss ebenso in mehreren Sitzungen behandelt werden.

Zu jeder Behandlung ist dem Patienten ein NSAID (z.B. Phenylbutazon 2,2 mg/kgKG BID p.o. oder Flunixin-Meglumin 1,1 mg/kgKG SID p.o.) zu verabreichen, um Schmerzen im Kiefergelenk zu vermeiden und die Gewöhnung an die neuen Kauverhältnisse zu erleichtern.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

8. Quellen

  • Simon T, Herold I. 2009. Praxisleitfaden der Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. 1. Auflage. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4178-6

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30.05.2021, 07:49
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