Diastema (Pferd)
Synonym: Lückengebiss
Definition
Als Diastemata bezeichnet man unphysiologische Zwischenräume in der Backenzahnreihe beim Pferd.
Ätiologie
Diastemata können durch verschiedene Ursachen entstehen. Zum einen werden Diastemata durch zu weit auseinander liegende embryonale Zahnkeime, aber auch durch den Verlust einzelner oder mehrerer Backenzähne, hervorgerufen.
Zusätzlich werden bei Malokklusionen die Backenzähne auseinander geschoben, wodurch es zur Lückenbildung kommt. Als Ursachen hierfür gelten Zahnhaken, Meißelzähne, eingekeilte Milchzahnkappen oder Rotationen der Zähne.
Pathogenese
Ein Diastema führt zum Verlust des Kontaktes zwischen zwei Backenzähne, wobei der Zwischenraum weniger als einen Millimeter oder auch die Breite eines Zahnes betragen kann. Es können zwei verschieden Arten von Diastemata unterschieden werden:
- offenes Diastema: der Spalt weist durchgehend die gleiche Breite auf
- Ventildiastema: ist an der Okklusalfläche enger als am Zahnfleischrand
Bei engen Diastemata wird eingespießtes Futter nicht mehr durch die Zunge und Kautätigkeit entfernt, wodurch es zur Stase des Futters im Diastema kommt. Die Gärung und anschließende bakterielle Besiedelung des Futters führt zur Parodontitis, Ausbildung von Zahntaschen, apikalen Infektionen und Zahnlockerung. Alle genannten Prozesse sind hochgradig schmerzhaft und stören den physiologischen Kauvorgang.
Diagnose
Die Diagnose wird in der Regel im Zuge der Maulhöhlenuntersuchung am sedierten Pferd gestellt. Mithilfe eines Zahnspiegels oder Zahnendoskops wird die Diagnosestellung vereinfacht.
Therapie
Ziel der Therapie ist die Sanierung des Parodonts und die Behandlung der Parodontaltaschen. Bei jüngeren Pferden können sich geringgradige, frühzeitig erkannte Diastemata zurückbilden, insofern die Okklusion adäquat korrigiert wird.
Bei älteren Patienten sollte zuerst die Wiederherstellung der Normokklusion angestrebt werden. Durch Infraokkludierung der Gegenspieler wird der betroffene Zahn entlastet, wodurch er Zeit zur Regeneration erhält. Danach sollte die Parodontaltasche mit einer Sonde ausgeräumt und antiseptisch gespült werden. Falls die Tasche mehr als 5 mm tief oder der Zahn locker ist, muss dieser extrahiert werden. Bleibt der Zahn erhalten, ist ein Debridement mit einer Parodontalkürette durchzuführen und die Tasche mit einer Chlorhexidin-Paste aufzufüllen. Eine Nachkontrolle ist etwa 6 Monaten später durchzuführen.
Als ultima ratio kann das Diastema mit einem Bohrer so erweitert werden, dass sich das Futter zwar immer noch einspießt, aber den Spalt auch leicht wieder verlassen kann (Auffräsen). Auf diese Weise wird eine Stase des Futters im Spalt und eine Taschenbildung verhindert. Eine regelmäßige Zahnkontrolle im Abstand von etwa 6 Monaten ist empfehlenswert, um einem Hochwachsen des antagonistischen Zahnes entgegenzuwirken.
Quellen
- Simon T, Herold I. 2009. Praxisleitfaden der Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. 1. Auflage. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4178-6
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