Zahnhaken (Pferd)
Definition
Als Zahnhaken bezeichnet man eine Sonderform des Meißelzahns, bei welcher der rostrale bzw. kaudale Anteil der Kaufläche das Niveau der Okklusalfläche der anderen Backenzähne überragt.
Ätiologie
Zahnhaken entstehen durch eine rostrokaudale Inkongruenz der antagonisierenden Backenzahnreihen.
Pathogenese
Die häufigste Form der Hakenbildung befindet sich an den zweiten Prämolaren (P2) des Oberkiefers und an den dritten Molaren (M3) des Unterkiefers. Beim Überbiss (Brachygnathia inferior) steht die Zahnreihe des Oberkiefers weiter nach rostral vor als die des Unterkiefers. Der P2 des Oberkiefers besitzt bei dieser Gebissanomalie an seinem rostralen Anteil keinen Gegenspieler und kann aufgrund mangelhaften Abriebs hakenförmig wachsen. Zusätzlich entsteht ein Haken am M3 des Unterkiefers, da dieser hinter dem M3 des Oberkiefers steht und somit an seinem kaudalen Anteil keinen Abrieb erfährt. Bei einem Unterbiss (Brachygnathia superior) sind die Verhältnisse genau umgekehrt und es kommt dementsprechend zur Ausbildung von Zahnhaken am P2 des Unterkiefers und am M3 des Oberkiefers.
Zahnhaken können bei entsprechender Länge die Schleimhaut oder den Kieferknochen verletzen.
Diagnostik
Zahnhaken werden im Rahmen einer zahnmedizinischen Untersuchung diagnostiziert.
Vor der Sedierung lässt sich meistens bereits ein Über- oder Unterbiss an den Schneidezähnen feststellen. Zahnhaken an den P2 sind meist durch Adspektion von außen aus einem rostrolateralen Blickwinkel einfach einzusehen. Haken am M3 sind nur in Sedierung und gegebenenfalls mit einem Zahnspiegel oder Endoskop zu diagnostizieren, da sie häufig in die Backenschleimhaut eingebettet sind.
Therapie
Zahnhaken sind mit entsprechenden Geräten (z.B. Diamantschleifscheibe) zu entfernen. Alternativ kann auch eine Walzenfräse oder ein Sägedraht verwendet werden, um besonders lange Zahnhaken am M3 zu entfernen. Die Wahl der Instrumente hängt von der Höhe des Hakens und von den Platzverhältnissen im kaudalen Maulbereich ab. Bei sehr langen Haken sind unter Umständen mehrere Zahnbehandlung im Abstand von einigen Wochen notwendig, um die Pulpen nicht zu eröffnen.
Zusätzlich sind Veränderungen an den Schneidezähnen im Sinne einer Okklusionskorrektur zu behandeln. Da mit Rezidiven zu rechnen ist, sind jährliche Kontrolluntersuchungen notwendig.
Quellen
- Simon T, Herold I. 2009. Praxisleitfaden der Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. 1. Auflage. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4178-6
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