Brachygnathia superior (Pferd)
Synonyme: Prognathia inferior, Unterbiss, Hechtmaul, Hechtgebiss
Definition
Als Brachygnatia superior bezeichnet man eine Fehlstellung der Schneidezähne beim Pferd, bei der die Inzisivi des Unterkiefers weiter nach kranial reichen als die des Oberkiefers.
Pathogenese
Angeborene Unterbisse kommen insbesondere bei Miniaturrassen vor, wobei der Oberkiefer im Längenwachstum hinter dem Unterkiefer bleibt.
Die erworbene Brachygnathia superior kommt deutlich seltener vor als die erworbene Brachygnathia inferior (Überbiss). Ein erworbener Fehlbiss kann aufgrund von ausgeprägten Zahnhaken an den zweiten Prämolaren des Unterkiefers (P2) bzw. an den dritten Molaren (M3) des Oberkiefers entstehen. Diese Zahnhaken sind Gleithindernisse und können sowohl die Ursache als auch die Folge einer Brachygnathia superior sein.
Kommt es zum kompletten Vorschieben der Schneidezähne des Unterkiefers vor die des Oberkiefers, wird umgangssprachlich auch von einem "Hechtmaul" gesprochen.
Klinik
Der Unterbiss stellt zwar ein Gleithinderniss dar, jedoch ist hier ein Vorschieben des Unterkiefers im Gegensatz zum Überbiss auch in Bezäumung des Pferdes noch möglich. Bei den betroffenen Tieren handelt es sich meist um nicht-gerittene Miniaturpferde, weshalb die Erkrankung häufig nicht klinisch (z.B. in Form von Rittigkeitsproblemen) in Erscheinung tritt.
Diagnostik
Ein Unterbiss wird im Rahmen der zahnmedizinischen Untersuchung - noch vor der Sedierung des Patienten - durch Adspektion diagnostiziert. Geringgradig ausgeprägte Veränderungen sind nur am gesenkten Kopf festzustellen.
Im Rahmen der Diagnostik sollte abgeklärt werden, ob es sich um eine angeborene Brachygnathia superior handelt oder ob Zahnhaken den Unterbiss verursachen.
Therapie
Beim Unterbiss sind entsprechende Zahnhaken an den M3 des Oberkiefers und den P2 des Unterkiefers durch Einschleifen zu behandeln. Im Optimalfall sollten die Zahnhaken im Rahmen der routinemäßigen jährlichen zahnmedizinischen Untersuchung frühzeitig korrigiert werden.
Die frühzeitige Korrektur eines angeborenen Unterbisses kann unter Klinikbedingungen mithilfe einer Drahtcerclage versucht werden.
Quellen
- Simon T, Herold I. 2009. Praxisleitfaden der Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. 1. Auflage. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4178-6
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
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