Meißelzahn (Pferd)
Synonym: Exsuperantia dentis
Definition
Unter Meißelzahn versteht man einen Backenzahn beim Pferd, der über das Kauflächenniveau hinausragt.
Ätiologie
Meißelzähne stören als Gleithindernis die Kautätigkeit erheblich. Backenzähne wachsen etwa 7-8 mm pro Jahr in die Höhe. Ohne Abrieb eines entsprecheneden Antagonisten wächst der Backenzahn somit über die Okklusalfläche des Zahnbogens hinaus. Ein Meißelzahn kann unter anderem in folgenden Situationen entstehen:
- Zahnverlust (Verlust des Antagonisten)
- zeitlich versetzter Zahnwechsel
- Diastemata
- Missbildung eines Backenzahnes
- Verlagerung eines Backenzahnes
Pathogenese
Meißelzähne treten am häufigsten am vierten Prämolaren (P4) und am ersten Molaren (M1) auf. Die Milchzahnkappe des P4 kann durch die bereits hochgewachsenen Nachbarzähne eingeklemmt werden, was ein Wachstum des P4 verhindert. Der M1 ist als ältester Zahn dem größten Risiko einer Traumatisierung ausgesetzt. Die entsprechenden gegenüberliegenden Zähne werden dann zu Meißelzähnen.
Durch den mangelhaften Abrieb des Antagonisten wächst der Meißelzahn immer weiter in die Höhe und verhindert die physiologische ovoide Kaubewegung. Auf den Meißelzahn selbst wird während des Kauvorgangs enormer Druck ausgeübt, was in späterer Folge zu Absplitterungen, Parodontalerkrankungen und Zahnverlust führen kann. Zusätzlich werden die Kiefergelenke überlastet und es kommt zur Ausbildung von arthrotischen Veränderungen.
Wenn in einem Kiefer mehrere Meißelzähne auftreten, spricht man aufgrund des treppenartigen Aussehens der Zahnreihe von einem Treppengebiss. Diese Art des Gebisses findet man häufig bei geriatrischen Patienten, wo zahlreiche Zahnlücken vorhanden sind, in welche die Meißelzähne vordringen.
Klinik
Betroffene Tiere zeigen Unlust beim Fressen, abnormale Kaubewegungen und Gewichtsverlust. Auch Rittigkeitsprobleme können aufgrund der eingeschränkten rostrokaudalen Beweglichkeit des Unterkiefers auftreten.
Diagnostik
Die Diagnose wird in der Regel einfach durch Adspektion im Rahmen der zahnmedizinischen Untersuchung am sedierten Patienten gestellt. Zusätzlich ist die Lateralexkursion stark eingeschränkt, da Meißelzähne im gegenüberliegenden Kiefer interdigitieren und die Beweglichkeit verhindern.
Therapie
Die Therapie besteht im Herunterschleifen der Meißelzähne auf Okklusionsniveau. Es muss darauf geachtet werden, dass die Pulpahöhlen nicht eröffnet werden. Zusätzlich sind die Zähne und das Schleifgerät zwischendurch zu kühlen, um eine thermische Pulpitis zu vermeiden.
Falls der Meißelzahn locker ist, ist eine Extraktion vorzunehmen.
Quellen
- Simon T, Herold I. 2009. Praxisleitfaden der Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. 1. Auflage. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4178-6
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