Südafrikanische Korallenschlange
Synonyme: Schildnasenkobra, Kap-Zwergschildkobra
Englisch: South African coral snake, coral shield cobra
Definition
Die Südafrikanische Korallenschlange ist eine Giftschlangenart aus der Familie der Giftnattern (Elapidae). Die zoologische Bezeichnung lautet Aspidelaps lubricus.
Merkmale
Aspidelaps lubricus besitzt einen kräftigen, aber schlanken Körperbau und erreicht eine Länge zwischen 60 und 80 cm. Der Kopf ist kurz und setzt sich kaum vom Hals ab. Die Pupille ist rund. Markant ist das große Schnauzenschild (Scutum rostrale), das ebenso breit wie hoch ist oder ein wenig breiter. Die Körpermitte wird von 19 Reihen glatter Körperschuppen (Scutum dorsale) umgeben. Das Afterschild (Scutum anale) ist ungeteilt. Der Körper ist gelborange bis gelblich grau gefärbt und weist eine Zeichnung aus 20 bis 47 dunklen Querbinden auf. Je nach Autor werden zwei bis drei Unterarten unterschieden. Nach Trutnau (1998) existieren folgende Unterarten:
- Aspidelaps lubricus cowlesi: besitzt 144 bis 161 Bauchschilde (Scutum ventrale) und im Gegensatz zu den anderen beiden Unterarten 21 bis 23 Reihen Körperschuppen. Die Unterart ist schwach bis beinahe nicht gezeichnet.
- Aspidelaps lubricus infuscatus: besitzt 149 bis 172 Bauchschilde, 27 bis 36 Unterschwanzschilde (Scutum subcaudale) und einen längeren und spitzeren Schwanz. Ist meist schwächer gefärbt als die Nominatform.
- Aspidelaps lubricus lubricus (Nominatform): besitzt 142 bis 168 Bauchschilde (Scutum ventrale) und 20 bis 28 Unterschwanzschilde (Scutum subcaudale).
Giftapparat
Der Giftapparat im Allgemeinen ist typisch für alle Vertreter der Giftnattern:
- Giftdrüse: evolutionsbiologisch betrachtet eine umgebildete Speicheldrüse, seitlich beiderseits des Schädels, von Muskeln umgeben.
- Giftkanal, welcher Giftdrüse und Giftzähne verbindet.
- Giftzähne (Fangzähne): beiderseits im vorderen Oberkiefer befindlich. Sie sitzen fest und sind nicht beweglich. Sie besitzen einen Giftkanal, über welchen das Gift im Falle eines Bisses injiziert wird.
Lebensweise
Aspidelaps lubricus führt eine nachtaktive und versteckte Lebensweise. Sie gräbt sich zumeist im Boden ein, wodurch es nur selten zu Zusammenstößen mit dem Menschen kommt. Der Unterschlupf wird nachts und nach heftigen Regenfällen verlassen. Nachts geht die Art auf Nahrungssuche. Zum Beutespektrum zählen kleine Reptilien und Säugetiere, die durch einen Giftbiss immobilisiert werden. Bei Bedrohung richtet sich die Schlange ähnlich einer Kobra auf, zischt und stößt mit zumeist geschlossenem Maul nach vorne (Scheinangriffe). Die Fortpflanzung erfolgt durch Oviparie, also eierlegend.
Verbreitung
Im südlichen Afrika kommt die Art in Teilen von Südafrika, Angola und Namibia vor. Der Lebensraum wird durch Trockensteppen und ähnliche Biotope dargestellt.
Toxikologie
Über das Toxingemisch von Aspidelaps lubricus ist relativ wenig bekannt. Zu beobachtende pharmakologische Effekte setzen das Vorhandensein neurotoxisch wirksamer Substanzen voraus.
Symptome
Nach einem Giftbiss beim Menschen können unspezifische Allgemeinsymptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Emesis, Abdominalschmerzen, Diarrhoe, Schwindel und Krämpfe auftreten. Lokal können sich Schmerzen, Ödem und Schwellung der Lymphknoten zeigen. Neurotoxische Komponenten (vermutlich postsynaptisch wirksame Acetylcholin-Antagonisten) können eine Paralyse mit Atemlähmung bewirken.
Die produzierte und abgegebene Giftmenge in die Bisswunde ist relativ gering. Zumeist treten beim Menschen nach Giftbiss nur Lokalsymptome auf. Es werden häufig keine systemischen Effekte wie die genannten neurotoxischen Symptome beobachtet. Über gesicherte Todesfälle besteht Uneinigkeit, einige Autoren verzeichnen jedoch einzelne Todesfälle im Zusammenhang mit Aspidelaps lubricus.[1]
Therapie
Giftbisse sollten ernst genommen werden. Eine Überwachung über 24 Stunden ist zu empfehlen, wobei insbesodnere auf das Auftreten von neurotoxischen Symptomen (z.B. Ptosis, Kontrolle der Atmung) geachtet werden muss. Die Möglichkeit der künstlichen Beatmung ist sicher zustellen. Darüber hinaus erfolgt die Therapie symptomatisch. Ein Antivenin steht nicht zur Verfügung.
Medizinische Bedeutung
Aspidelaps lubricus besitzt in Europa eine potentielle medizinische Relevanz durch ihre Bedeutung in der Heimtierhaltung (Terraristik). Gelegentlich wird die Art aufgrund der vermeintlich geringen Giftigkeit als Einsteigerart für die Giftschlangenhaltung proklamiert. Im natürlichen Verbreitungsgebiet kommt es aufgrund der versteckten Lebensweise kaum zu Bissunfällen mit der Art.
Einzelnachweise
- ↑ Meier & White: Handbook of clinical toxicology of animal venoms and poisons, CRC Press, 1995.
Belege
- Trutnau, Ludwig: Schlangen im Terrarium, Bd. 2. Giftschlangen, Verl. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1998.
- Clinical Toxinology Resources, The University of Adelaide: Aspidelaps lubricus (aufgerufen: 2017-05-21)
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