Robinow-Syndrom
Synonyme: Fetal-Face-Syndrom, Robinow-Kleinwuchs, Robinow-Silverman-Smith-Syndrom
Englisch: Robinow syndrome
Definition
Das Robinow-Syndrom, kurz RS, ist eine seltene, genetisch-bedingte Entwicklungsstörung, die durch eine charakteristische Gesichtsform ("fetal face"), Kleinwuchs, Skelettfehlbildungen sowie Anomalien der äußeren Genitalien gekennzeichnet ist. Die Erkrankung kann autosomal-dominant oder -rezessiv vererbt werden, wobei die rezessive Form in der Regel schwerer verläuft.
Epidemiologie
Bislang sind weniger als 300 Fälle weltweit dokumentiert. Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen.
Ätiologie
Das Robinow-Syndrom entsteht durch Mutationen in verschiedenen Genen, die am nicht-kanonischen Wnt-Signalweg beteiligt sind. Es wird zwischen autosomal-rezessiv (RRS) und autosomal-dominant vererbten Formen (DRS) unterschieden.
Pathogenese
Der nicht-kanonische Wnt-Signalweg steuert die Entwicklung von Skelett, Gesicht und inneren Organen. Mutationen in den betroffenen Genen stören die Zell-Zell-Kommunikation während der Embryonalentwicklung. Dies führt zu gestörter Knorpelbildung, Wachstumsstörungen der Röhrenknochen sowie Fehlbildungen an Gesicht und Genitalien.
Symptome
Leitsymptome der Erkrankung sind:
- mesomeler Kleinwuchs
- faziale Dysmorphien ("fetal face")
- breite Stirn
- Hypertelorismus
- flache Nasenwurzel
- nach vorn gerichtete Nasenlöcher
- Genitalanomalien
- Mikropenis
- Hypoplasie der Klitoris
- Vaginalatresie (gelegentlich)
- Brachydaktylie
- Rippenverkürzung
- Skoliose bzw. Kyphoskoliose
- Herzfehler (ca. 15 % d.F)
- Fehlbildungen des Urogenitaltrakts
Die geistige Entwicklung ist überwiegend normal, allerdings wurde in einzelnen Fällen über Entwicklungsverzögerungen berichtet.
Diagnostik
Die Diagnose wird in erster Linie klinisch gestellt, gestützt durch bildgebende Verfahren wie Röntgen und Echokardiographie. Der molekulargenetische Nachweis der auslösenden Mutation bestätigt die Diagnose.
Pränatal kann das Syndrom ab etwa der 19. Schwangerschaftswoche sonographisch erkannt werden.
Differentialdiagnosen
Therapie
Eine kausale Therapie existiert nicht. Die Behandlung erfolgt symptomatisch und multidisziplinär. Neben orthopädischen Maßnahmen können je nach Befund auch herzchirurgische, urologische oder kieferchirurgische Eingriffe notwendig sein. Wachstumshormone sollte bei ausgeprägter Skoliose nur mit Vorsicht eingesetzt werden.
Eine genetische Beratung wird empfohlen.
Prognose
Die Prognose ist wesentlich vom Ausmaß der Organbeteiligung abhängig. Bei der autosomal-dominanten Form wird in der Regel eine normale Lebenserwartung erreicht. Die autosomal-rezessive Form kann dagegen, insbesondere bei ausgeprägten Herzfehlern, mit einer erhöhten Kindersterblichkeit einhergehen.
Quellen
- Patton und Afzal, Robinow syndrome, J Med Genet, 2002
- OMIM - Robinow syndrome, abgerufen am 01.12.2025