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Provokationsproben kommen beim Pferd im Zuge des orthopädischen Untersuchungsganges zum Einsatz. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Lahmheitsuntersuchung.
Provokationsproben werden beim Pferd hauptsächlich dazu verwendet, um Lahmheiten exakt lokalisieren zu können. Hierzu werden die verschiedenen Provokationsproben stufenweise von distal nach proximal an der jeweiligen Extremität durchgeführt.
Nach jeder einzeln erfolgten Provokationsprobe muss das Pferd aus dem Stand der Ruhe durch eine Hilfsperson vorgetrabt werden. Bei schmerzhaften Veränderungen in den getesteten Gelenken resultiert eine Verstärkung bzw. Verminderung der Lahmheit, die durch den Untersucher anhand des Gangbildes sowie spezifischen Entlastungsbewegungen eingestuft wird.
An der Vordergliedmaße können folgende Provokationsproben durchgeführt werden:
An der Hinterextremität kommen folgende Provokationsproben zum Einsatz:
Die einzelne Provokationsprobe wird 60 Sekunden lang mit konstant kräftigem Druck auf das Gelenk ausgeübt. Im Anschluss wird das Pferd von einer zweiten Person auf einer geraden Vorführbahn (mit ebenen und harten Untergrund) aus dem Stand vorgetrabt.
Die Zehengelenke der Vorder- bzw. Hinterextremität werden maximal gebeugt. An der Vorderextremität ist darauf zu achten, dass das Karpalgelenk während der Zehengelenksbeugeprobe möglichst gestreckt bleibt. An der Hinterextremität ist aufgrund der Spannsägenkonstruktion eine alleinige Beugung der Zehengelenke nicht möglich, sodass positive Ergebnisse auch auf Läsionen auf weiter proximal befindliche Strukturen zurückzuführen sein können.
Das Karpalgelenk wird bei hängender Zehe komplett gebeugt, sodass das Röhrbein annähernd an die Kaudalseite des Unterarms gelangt.
Die jeweilige Hinterextremität wird an der Fesselbeuge erfasst und nach kraniodorsal gezogen. Anschließend wird die Extremität so gebeugt, dass Sitzbeinhöcker und Fersenbeinhöcker ca. senkrecht untereinander liegen und sich der Metatarsus parallel zum Boden befindet. Durch die Spannsägenkonstruktion ist ein alleiniges Beugen des Sprung- oder Kniegelenks nicht möglich.
Der Huf des Pferdes wird auf einen Holzkeil mit ca. 15 bis 20° Neigung gestellt. Die Zehe wird auf diese Weise überstreckt und die tiefe Beugesehne vermehrt belastet.
Hierbei wird der Huf so auf den Keil (ebenfalls 15 bis 20° Neigung) gestellt, dass die Trachten höher gestellt werden. Durch diese Gelenksstellung kommt es zu einer erhöhten Belastung der oberflächlichen Beugesehne sowie des Musculus interosseus medius.
Die Vorderextremität wird nach kaudodorsal gezogen, sodass es zu einer Streckung im Ellenbogengelenk mit gleichzeitiger Beugung im Schultergelenk kommt.
Die Vorderextremität wird nach kraniodorsal gezogen, woraus eine Streckung im Schultergelenk und eine Beugung im Ellenbogengelenk resultiert.
Die Beurteilung erfolgt am trabenden Tier auf einer geraden und ebenen Bahn von drei Seiten: von hinten, vorne und von der Seite. Grundsätzlich achtet man auf drei Typen von Lahmheiten:
Beurteilung: | Abkürzung: | Klinik: |
---|---|---|
ggr. positiv | + | Verstärkung der Lahmheit über etwa die halbe Länge der Vorführbahn |
mgr. positiv | ++ | Verstärkung der Lahmheit über die gesamte Länge der Vorführbahn |
hgr. positiv | +++ | Verstärkung der Lahmheit: die ersten Schritte werden nur mehr teilweise bis gar nicht aufgefußt mit gleichzeitiger Stützbeinlahmheit 3. bis 5. Grades |
negativ | - | keine Veränderung sichtbar |
doppelt negativ | -- | verstärkte Lahmheit am Standbein |
Tags: Pferd, Provokationstest, Veterinämedizin
Fachgebiete: Orthopädie, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 29. September 2020 um 15:44 Uhr bearbeitet.
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