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Provokationsprobe (Pferd)

1. Definition

Provokationsproben kommen beim Pferd im Zuge des orthopädischen Untersuchungsganges zum Einsatz. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Lahmheitsuntersuchung.

2. Allgemein

Provokationsproben werden beim Pferd hauptsächlich dazu verwendet, um Lahmheiten exakt lokalisieren zu können. Hierzu werden die verschiedenen Provokationsproben stufenweise von distal nach proximal an der jeweiligen Extremität durchgeführt.

Nach jeder einzeln erfolgten Provokationsprobe muss das Pferd aus dem Stand der Ruhe durch eine Hilfsperson vorgetrabt werden. Bei schmerzhaften Veränderungen in den getesteten Gelenken resultiert eine Verstärkung bzw. Verminderung der Lahmheit, die durch den Untersucher anhand des Gangbildes sowie spezifischen Entlastungsbewegungen eingestuft wird.

3. Methoden

4. Durchführung

Die einzelne Provokationsprobe wird 60 Sekunden lang mit konstant kräftigem Druck auf das Gelenk ausgeübt. Im Anschluss wird das Pferd von einer zweiten Person auf einer geraden Vorführbahn (mit ebenen und harten Untergrund) aus dem Stand vorgetrabt.

4.1. Zehengelenksbeugeprobe

Die Zehengelenke der Vorder- bzw. Hinterextremität werden maximal gebeugt. An der Vorderextremität ist darauf zu achten, dass das Karpalgelenk während der Zehengelenksbeugeprobe möglichst gestreckt bleibt. An der Hinterextremität ist aufgrund der Spannsägenkonstruktion eine alleinige Beugung der Zehengelenke nicht möglich, sodass positive Ergebnisse auch auf Läsionen auf weiter proximal befindliche Strukturen zurückzuführen sein können.

4.2. Karpalgelenksbeugeprobe

Das Karpalgelenk wird bei hängender Zehe komplett gebeugt, sodass das Röhrbein annähernd an die Kaudalseite des Unterarms gelangt.

4.3. Sprung-Knie-Hüftgelenks-Beugeprobe

Die jeweilige Hinterextremität wird an der Fesselbeuge erfasst und nach kraniodorsal gezogen. Anschließend wird die Extremität so gebeugt, dass Sitzbeinhöcker und Fersenbeinhöcker ca. senkrecht untereinander liegen und sich der Metatarsus parallel zum Boden befindet. Durch die Spannsägenkonstruktion ist ein alleiniges Beugen des Sprung- oder Kniegelenks nicht möglich.

4.4. Keilprobe mit Erhöhung der Zehen

Der Huf des Pferdes wird auf einen Holzkeil mit ca. 15 bis 20° Neigung gestellt. Die Zehe wird auf diese Weise überstreckt und die tiefe Beugesehne vermehrt belastet.

4.5. Keilprobe mit Erhöhung der Trachten

Hierbei wird der Huf so auf den Keil (ebenfalls 15 bis 20° Neigung) gestellt, dass die Trachten höher gestellt werden. Durch diese Gelenksstellung kommt es zu einer erhöhten Belastung der oberflächlichen Beugesehne sowie des Musculus interosseus medius.

4.6. Beugeproben der proximalen Vorderextremität

4.6.1. Ellenbogenstreck-Schulterbeugeprobe

Die Vorderextremität wird nach kaudodorsal gezogen, sodass es zu einer Streckung im Ellenbogengelenk mit gleichzeitiger Beugung im Schultergelenk kommt.

4.6.2. Schulterstreck-Ellenbogenbeugeprobe

Die Vorderextremität wird nach kraniodorsal gezogen, woraus eine Streckung im Schultergelenk und eine Beugung im Ellenbogengelenk resultiert.

5. Beurteilung

Die Beurteilung erfolgt am trabenden Tier auf einer geraden und ebenen Bahn von drei Seiten: von hinten, vorne und von der Seite. Grundsätzlich achtet man auf drei Typen von Lahmheiten:

Beurteilung: Abkürzung: Klinik:
ggr. positiv + Verstärkung der Lahmheit über etwa die halbe Länge der Vorführbahn
mgr. positiv ++ Verstärkung der Lahmheit über die gesamte Länge der Vorführbahn
hgr. positiv +++ Verstärkung der Lahmheit: die ersten Schritte werden nur mehr teilweise bis gar nicht aufgefußt mit gleichzeitiger Stützbeinlahmheit 3. bis 5. Grades
negativ - keine Veränderung sichtbar
doppelt negativ -- verstärkte Lahmheit am Standbein

6. Literatur

  • Baumgartner, Wittek: Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere. 9. aktualisierte und erweiterte Auflage, 2018; Enke Verlag Stuttgart

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29.09.2020, 16:44
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