Pityriasis simplex capillitii
Synonyme: Pityriasis capitis, Kopfschuppung, Kopfschuppen
Definition
Als Pityriasis simplex capillitii, vulgo Kopfschuppen, wird eine häufige dermatologische Hautveränderung bezeichnet, bei der es verstärkt in der kalten Jahreszeit zur trockenen Kopfschuppung kommt. Die Maximalvariante wird auch als Tinea amiantacea bezeichnet.
Vorkommen
Von der Pityriasis simplex capillitii sind ca. 30 % der Frauen und ca. 20 % der Männer betroffen. Männer leiden oft nur zeitweise an Kopfschuppen.
Ätiologie
Die genaue Ursache der Pityriasis simplex capillitii ist aktuell (2021) unklar. Vermutet werden:
- eine erhöhte Besiedlungsdichte der Kopfhaut mit dem Hefepilz Malassezia furfur
- genetisch bedingte Störung der Talgzusammensetzung
Pathogenetisch liegt vermutlich eine Störung der Lipidsekretion und der Verhornung im Stratum corneum der Kopfhaut vor. Folge ist eine gestörte Proliferation der Epidermis.
Prädisponierend wirken entfettende Haarpflegemittel v.a. bei Patienten mit Sebostase. In einigen Fällen stellen Kopfschuppen eine Minusvariante anderer dermatologischer Erkrankungen (z.B. Psoriasis vulgaris, atopisches Ekzem und seborrhoisches Ekzem) dar. Häufig ist eine ätiologische Zuordnung schwierig, da andere Hautveränderungen, die auf eine Grunderkrankung schließen lassen, fehlen.
Klinisches Bild
Die Pityriasis simplex capillitii äußert sich durch diffuse, selten umschriebene und schuppende Areale, die nicht selten mit Juckreiz einhergehen. Die Schuppen haften fest an Haare und Kopfhaut.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand der klinischen Symptomatik und des Hautbefundes gestellt. Nicht unbedingt für die Diagnose notwendig, aber dennoch wissenswert ist die Tatsache, dass bei Betroffenen durch lokale Histamingabe ein erhöhter Blutfluss an der Kopfhaut verursacht werden kann.
Histopathologie
Zellproben der Betroffenen zeigen im Mikroskop einige histologische Unterschiede zur gesunden Kopfhaut:
- geringer Anteil an Desmosomen
- massenhaft intrazelluläre Lipid-Einlagerungen
- Parakeratosen
Differenzialdiagnosen
Therapie
Therapeutisch ist bei Pityriasis simplex capillitii die Vermeidung austrocknender Maßnahmen meist ausreichend. In schweren Fällen können lokale Therapeutika eingesetzt werden.
Lokaltherapie bei trockener Kopfhaut
- Selendisulfid-Waschgel 2,5 % (NRF 11.139.) ad 100,0 g, S: 2x wöchentlich
- Polidocanol (Thesit) 5,0 % in Physiogel Shampoo ad 250 ml, S: 1x täglich
- Steinkohlenteerlösung 2,0 % in Physiogel Shampoo ad 250 ml, S: 1-2x wöchentlich
Lokaltherapie bei starker Schuppenbildung und entzündlicher Kopfhaut
- Triamcinolonacetonid 0,1 % in Physiogel Shampoo ad 250 ml, S: 1x tgl. (nur kurzzeitig)
- Salicylsäure 5,0 % in Physiogel Shampoo ad 250 ml, S: 1x tgl.
Antimykotische Lokaltherapie bei erhöhter Malassezia-furfur-Besiedlung
- ciclopiroxolaminhaltige Shampoos
- clotrimazolhaltige Shampoos
- ketoconazolhaltige Shampoos
siehe auch: Pityriasis simplex
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