Perioperative Antibiotikaprophylaxe
Synonyme: perioperative Antibiotika-Prophylaxe, perioperative prophylaktische Antibiose
Englisch: perioperative antibiotic prophylaxis, perioperative antimicrobial prophylaxis
Definition
Die perioperative Antibiotikaprophylaxe, kurz PAP, beschreibt die direkte Anwendung von Antibiotika während einer Operation, um einer postoperativen Wundinfektion entgegenzuwirken.
Hintergrund
Das aktuelle Verständnis geht davon aus, dass durch die Prophylaxe im Gewebe ein antibiotischer Wirkschutz aufgebaut wird, der die Kolonisation mit intraoperativ freigesetzen Erregern verhindert.
Da durch jede Antibiotikagabe als "Kollateralschaden" die Entwicklung von Resistenzen gefördert wird, sollte die Prophylaxe möglichst kurz dauernd sein. Weitere schädliche Wirkungen einer prolongierten Antibiotikagabe sind unter anderem Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö und Niereninsuffizienz.
Die Number needed to harm bei einer Verlängerung der "Prophylaxe" über den OP-Zeitraum hinaus beträgt 9 bei einer Therapiedauer von < 48 h, bei weiter verlängerter Antibiotikagabe wird sie noch kleiner.
Durchführung
Eine PAP wird individuell und risikoadaptiert durchgeführt. Der Gewebespiegel des Antibiotikums muss bis zum Wundverschluss konstant gehalten werden. Als Mittel der Wahl werden Cefazolin oder Cephalosporine der 2. Generation eingesetzt.
Cefazolin wird intravenös ungefähr 30 Minuten vor dem Schnitt und anschließend alle 2 Stunden verabreicht. Es ist ein halbsynthetisches Antibiotikum aus der Klasse der Cephalosporine (Cephalosporin der 1. Generation). Es wird darüber hinaus auch bei mittelschweren bakteriellen Infektionen der Lunge (Lungenentzündung und Bronchitis), Knochen, Gelenke, Magen, Blut, Herzklappen und der Harnwege (Nierenbecken, Harnblase, Harnleiter, Vorsteherdrüse) eingesetzt. Das Mittel ist jedoch nur gegen bestimmte Erreger wirksam und hemmt bei diesen die Zellwandsynthese.
Alternativ können Kombinationspräparate aus Aminopenicillin und Betalaktamaseinhibitor (z.B. Piperacillin und Tazobactam) verwendet werden. Beim Nachweis einer Besiedelung oder Infektion mit multiresistenten Erregern kann auch der Einsatz anderer Antibiotika sinnvoll sein.
Weblinks
- Eckmann C et al: Perioperative Antibiotikaprophylaxe, Deutsches Ärzteblatt 07/2024, Weiterbildungsartikel, frei zugänglich.
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