Ovardystrophie (Pferd)
Synonym: Eierstockdystrophie
Definition
Als Ovardystrophie bezeichnet man eine degenerative Veränderung des Ovars (Eierstock) bei der Stute, die sowohl zu einer strukturellen als auch zu einer funktionellen Beeinträchtigung des Organs führt.
Ätiologie
Ovardystrophien können entweder altersbedingt auftreten oder auch aufgrund von langfristigen Therapien mit anabolen Steroiden (z.B. zur Leistungssteigerung) sowie Gestagenen (z.B. zur Rosseunterdrückung) entstehen.
Bei lang anhaltenden Haltungsfehlern (mangelhafte Fütterung, Energieunterversorgung, Stress, Laktation u.ä.) kann es ebenso zu einer Störung der Ovarfunktion kommen.
Pathogenese
Die vollständige altersbedingte Ovardystrophie tritt bei der Stute nur selten auf. Ähnlich wie beim Hengst kommt es hier zunächst zu einem altersbedingten Anstieg der Gonadotropinsekretion. Die gesteigerte Sekretion weist auf eine Abnahme der Empfindlichkeit der ovariellen Rezeptoren für LH und FSH hin. Durch die gesteigerte Gonadotropinausschüttung können anfangs sowohl das Follikelwachstum als auch die Ovulation ausreichend stimuliert werden. Erst durch das fortschreitende Alter kommt es dann zu einem völligen Sistieren, sodass einerseits das Follikelwachstum, andererseits auch eine Ovulation ausbleibt.
Eine vollständige Ovardystrophie kann aber auch bei Stuten jüngerer Altersgruppen auftreten. Diese Tiere wurden meist über längere Zeit hinweg mit anabolen Steroiden oder Gestagenen versorgt. Durch die dauerhafte Steroidbehandlung kommt es zu einer Unterdrückung der hypothalamischen GnRH- und hypophysären Gonadotropinsekretion mit konsekutiver Ovardystrophie. Diese Veränderungen können auch nach Ende der Behandlung über mehrere Monate anhalten.
Klinik
Stuten im höheren Alter (ab ca. 16 Jahre) leiden bevorzugt an dystrophisch veränderten Ovarien. Bei diesen Tieren tritt die ovulatorische Rosse deutlich später im Jahr auf als bei gesunden Pferden. Sowohl die Rosse als auch die Lutealphase sind im Vergleich zu jüngeren Stuten verlängert. Zusätzlich kommt es vermehrt zur Bildung von anovulatorischen und luteinisierenden Follikeln.
Vollständig inaktive Ovarien werden nur selten beobachtet. Diese Stuten besitzen kleine und harte Ovarien, bei denen palpatorisch keine Follikel nachgewiesen werden können. Die angebildeten Follikel erreichen maximal eine Größe von 5 Millimeter. Trotz der Ovarinaktivität können manchmal äußerlich rosseähnliche Symptome nachgewiesen werden (angebildete Vulva, vermehrte Sekretbildung u.ä.). Bei der rektalen Palpation jedoch sind sowohl der Uterus als auch die Zervix atonisch, was wiederum eine Rosse ausschließt.
Diagnose
Erste Hinweise für eine Verdachtsdiagnose ergeben sich bei der Anamnese und der klinischen Untersuchung.
Die Diagnose wird im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung gestellt. Hierfür sind oftmals wiederholte Untersuchungen der Ovarien mittels Ultraschall erforderlich. Parallel dazu ist die Entwicklung der Plasmaprogesteronkonzentration zu verfolgen. Bleibt das Progesteron über mehrere Wochen hinweg unterhalb der Grenze von 1 ng/ml, kann mit hoher Sicherheit das Ausbleiben einer Ovulation mit Anbildung eines Corpus luteum ausgeschlossen werden.
In Ausnahmefällen kann auch eine Biopsie des Endometriums Aufschluss über den hormonellen Zyklus geben. Aufgrund der ausbleibenden Ovulationen atrophiert das Endometrium, was im histologischen Schnittbild ersichtlich wird.
Therapie
Eine kausale Therapie ist nicht möglich.
Stuten, die erste Hinweise einer beginnenden altersbedingten Ovardystrophie zeigen (wiederholtes Auftreten von langen Rossen mit ausbleibender Ovulation), sollten rechtzeitig in der Rosse eine Ovulationsinduktion mit hCG erhalten. Bei haltungsbedingten Störungen der Ovarfunktion ist unbedingt das Management zu optimieren.
Prognose
Die Fruchtbarkeit alter Stuten mit unregelmäßigen Zyklen ist deutlich reduziert.
Literatur
- Aurich C (Hrsg.). 2009. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Parey-Verlag. ISBN: 978-3-8304-4179-3
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