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Oraler Lichen planus

von altgriechisch: λειχήν ("leichén") - Flechte

1. Definition

Der orale Lichen planus, kurz OLP, ist eine relativ häufige, subakut bis chronisch verlaufende, nicht-kontagiöse Erkrankung der Mundschleimhaut. Es handelt sich um eine Variante des Lichen ruber planus, die als fakultative Präkanzerose gilt.

2. Abgrenzung

Ätiologisch muss der orale Lichen planus von der lichenoiden Reaktion abgegrenzt werden. Letztere präsentiert sich klinisch wie ein OLP kann aber im Gegensatz zu diesem einer klaren Ursache zugeordnet werden. Dazu zählen u.a. zahnärztliche Restaurationen oder Medikamenteneinnahme.[1]

3. Epidemiologie

Ein oraler Lichen planus kommt in Deutschland mit einer Prävalenz von etwa 0,1 bis 4 % vor.

4. Ätiologie

Ätiologie und Pathogenese sind derzeit (2024) nicht eindeutig geklärt. Man geht auf Grundlage histologischer Befunde davon aus, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der aktivierte T-Zellen gegen basale Keratinozyten gerichtet sind. Bei etwa 50% der Erkrankungen treten auch extraorale Hauterscheinungen auf.[2]

Es besteht eine genetische Prädisposition. Eine Induktion oder Verstärkung der Effloreszenzen sowie ein Übergang zu einer anderen Form kann z.B. durch Viren (z.B. HCV, HPV), Medikamente, Rauchen, zahnärztliche Restaurationen, Kontaktallergene, Traumata, Plaque oder Stress ausgelöst werden. Weiterhin können isomorphe Reize Effloreszenzen hervorrufen (Köbner-Phänomen).

5. Einteilung

Die Grundform des oralen Lichen planus ist der retikuläre Lichen planus. Er stellt sich als weißliche, nicht-abwischbare, netzförmige Epithelveränderung dar. Unter Umständen tritt ein diskreter erythematöser Randsaum auf. Die klinische Diagnose erfolgt anhand der Wickham-Streifen, die als leicht erhabene weiße Linien auftreten. Weitere Formen sind:

6. Therapie

Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Zu den Therapieoptionen zählen:

  • Verbesserung der Mundhygiene
  • Ausschalten von lokalen Reizfaktoren
  • Aufgabe des Tabakkonsums
  • Ernährungslenkung hinzu weniger scharfen und reizenden Speisen

Darüber hinaus können Glukokortikoide in topischer Form, seltener systemisch eingesetzt werden. Nach Absetzen kommt es oft zu Rezidiven.

Insbesondere bei nicht-retikulären oralen Manifestationen sollte eine Diagnosesicherung mittels Probeexzision erfolgen.

Wegen der potentiellen malignen Entartung sollten die Patienten in engmaschige Recalls eingebunden werden. Bei extraoralen Befunden sollte eine interdisziplinäre Behandlung unter Einbeziehung eines Dermatologen erfolgen.

7. Prognose

Der orale Lichen planus gilt als fakultative Präkanzerose für ein orales Plattenepithelkarzinom. Die Transformationsrate wird mit etwa 1 bis 3 % angegeben.[3] Bei bestehendem Alkohol- und/oder Nikotinkonsum sowie bei einer chronischen Hepatitis-C-Infektion ist das Risiko für eine Entartung erhöht.[4]

siehe Hauptartikel: Lichen ruber planus

8. Quellen

  1. Schlosser BJ. Lichen planus and lichenoid reactions of the oral mucosa. Dermatol Ther. 2010 May-Jun;23(3):251-67. doi: 10.1111/j.1529-8019.2010.01322.x. PMID: 20597944.
  2. Schwenzer, N., & Ehrenfeld, M. (Eds.). (2008). Chirurgische Grundlagen. Georg Thieme Verlag.
  3. Altmeyers Enzyklopädie – Lichen planus mucosae abgerufen am 31.10.2022
  4. Koushk-Jalali et al.: Plattenepithelkarzinom auf dem Boden eines oralen Lichen planus, Der Hautarzt, 2020

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