Oraler Lichen planus
von altgriechisch: λειχήν ("leichén") - Flechte
Definition
Der orale Lichen planus ist eine relativ häufige, subakut bis chronisch verlaufende, nicht-kontagiöse Erkrankung der Mundschleimhaut. Sie stellt eine Variante des Lichen ruber planus dar und gilt als fakultative Präkanzerose.
Epidemiologie
Ein oraler Lichen planus kommt in Deutschland mit einer Prävalenz von etwa 0,1 bis 4 % vor.
Ätiologie
Ätiologie und Pathogenese sind derzeit (2022) nicht eindeutig geklärt. Es besteht eine genetische Prädisposition. Eine Induktion oder Verstärkung der Effloreszenzen sowie ein Übergang zu einer anderen Form kann z.B. durch Viren (z.B. HCV, HPV), Medikamente, Rauchen, zahnärztliche Restaurationen, Kontaktallergene, Traumata, Plaque oder Stress ausgelöst werden. Weiterhin können isomorphe Reize Effloreszenzen hervorrufen (Köbner-Phänomen).
Einteilung
Die Grundform des oralen Lichen planus ist der retikuläre Lichen planus. Er stellt sich als weißliche, nicht-abwischbare, netzförmige Epithelveränderung dar. Unter Umständen tritt ein diskreter erythematöser Randsaum auf. Die klinische Diagnose erfolgt anhand der Wickham-Streifen, die als leicht erhabene weiße Linien auftreten. Weitere Formen sind:
- Plaqueartiger oraler Lichen planus
- Erosiver Lichen planus
- Bullöser Lichen planus
- Atrophischer Lichen planus
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Zu den Therapieoptionen zählen:
- Verbesserung der Mundhygiene
- Ausschalten von lokalen Reizfaktoren
- Aufgabe des Tabakkonsums
Darüber hinaus können Glukokortikoide in topischer Form, seltener systemisch eingesetzt werden. Nach Absetzen des Kortikosteroids kommt es oft zu Rezidiven.
Prognose
Der orale Lichen planus gilt als fakultative Präkanzerose für ein orales Plattenepithelkarzinom. Die Transformationsrate wird mit etwa 1 bis 3 % angegeben.[1] Bei bestehendem Alkohol- und/oder Nikotinkonsum sowie bei einer chronischen Hepatitis-C-Infektion ist das Risiko für eine Entartung erhöht.[2]
siehe Hauptartikel: Lichen ruber planus
Quellen
- ↑ Altmeyers Enzyklopädie – Lichen planus mucosae abgerufen am 31.10.2022
- ↑ Koushk-Jalali et al.: Plattenepithelkarzinom auf dem Boden eines oralen Lichen planus, Der Hautarzt, 2020