Köbner-Phänomen
Synonym: isomorpher Reizeffekt
Englisch: koebner response, Koebner's phenomenon, isomorphic response
1. Definition
Das Köbner-Phänomen beschreibt das Auftreten von krankheitsspezifischen Hautveränderungen (Effloreszenzen) nach unspezifischer Reizung (mechanisch, thermisch, chemisch) an einer vorher nicht beeinträchtigten Stelle der Haut. Es wird auch als isomorpher Reizeffekt bezeichnet.
2. Pathogenese
Der Pathomechanismus des Köbner-Phänomens ist bisher (2025) unbekannt. Bei Psoriasis werden immunologische und vaskuläre Veränderungen als pathogenetisch bedeutsame Faktoren diskutiert. Die Hautveränderungen können innerhalb von einigen Stunden, nach 10 bis 14 Tagen[1], oder auch Wochen (bis Jahre) nach der Hautalteration auftreten.[2]
3. Auslöser
Ein einheitlicher Trigger konnte bisher (2025) bei den unterschiedlichen Grunderkrankungen nicht festgestellt werden. Als Auslöser des Phänomens wurden beschrieben:
- Druckstellen
- Exkoriationen, Kratzverletzungen
- Riss- und Schnittwunden
- Insektenstiche
- Narben
- Tätowierung
- Verbrennungen
Infektionen oder Allergien gelten nicht als Auslöser.
Neben exogenen Reizen können auch endogene Faktoren, insbesondere Varizen, das Köbner-Phänomen auslösen.
4. Relevante Hauterkrankungen
Als Köbner-Phänomen im engeren Sinne sollte nur bezeichnet werden, wenn der Effekt bei jeder Art von Patienten durch unterschiedlichste Reize auslösbar ist. Die ausgelösten Hautveränderungen müssen der Morphe der Grunderkrankung gleichen, was nur für den Lichen ruber planus, die Psoriasis und die Vitiligo zutreffend ist.[3]
Ein gelegentliches Auftreten des Köbner-Phänomens sieht u.a. man bei:[2]
- Morphea
- Morbus Darier
- Erythema multiforme
- Morbus Hailey-Hailey
- Sweet-Syndrom
- Kaposi-Sarkom
- Morbus Kyrle
- Lichen sclerosus et atrophicans
- Pellagra
- perforierender Follikulitis
- reaktive perforierender Kollagenose
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Einzelfallbeschreibungen.[2]
5. Erstbeschreibung
Die Erstbeschreibung des Phänomens erfolgte 1876 durch Heinrich Köbner (1838-1904). Er beobachtete bei einem Patienten mit einer isolierten Plaque-Psoriasis, dass sich nach mehreren Verletzungen (Exkoriationen durch Reiten, Suppuration einer konsensuellen Lymphadenitis, Pferdebiss und Tätowierungen) psoriasiforme Veränderungen auf zuvor gesunder Haut entwickelten. Diesen Fall hatte er bereits 1872 in einem Vortrag vorgestellt. In den Lehrbücher der Dermatologie wurde das Phänomen seit 1883 beschrieben.[2]
6. Quellen
- ↑ La Placa M et al. A peristomal plaque of sudden occurrence. Clin Case Rep. 2021 .
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Kuner N et al. Heinrich Köbner und der "isomorphe Reizeffekt". Geschichte und Überblick. Dermatologie 2003
- ↑ Boyd AS, Neldner KH. The isomorphic response of Koebner. Int J Dermatol. 1990