Odevixibat
Handelsname: Bylvay®
Englisch: odevixibat
Definition
Odevixibat ist ein Arzneistoff zur Behandlung der progressiven familiären intrahepatischen Cholestase (PFIC). Es ist der erste zugelassene Wirkstoff für diese Indikation.
Chemie
Grundstruktur von Odevixibat ist ein Benzothiadiazepin. Dieses ist mit einer Tripeptid-Seitenkette substituiert, bestehend aus Serin, Tyrosin und 2-Aminobutansäure.
Die Summenformel lautet C37H48N4O8S2; das Molekulargewicht beträgt 740,9 g/mol[1].
Wirkmechanismus
Die PFIC Typ 1 ist eine erblich bedingte Krankheit, die mit einer Anreicherung von Gallensäure in der Leber einhergeht. Folgen sind starker Juckreiz, verzögertes Wachstum, Gelbsucht und im späteren Verlauf Leberzirrhose.
Odevixibat ist ein Inhibitor des apikalen natriumabhängigen Gallensäuretransporters (ASBT), der Gallensäuren aus dem Darm rückresorbiert. Durch die Hemmung dieses Enzyms werden vermehrt Gallensäuren ausgeschieden und damit der Spiegel in Blut und Leber gesenkt.
Für die Wirksamkeit der Therapie ist ein intakter enterohepatischer Kreislauf notwendig. Medikamente oder Erkrankungen, welche die Darmmotilität beeinträchtigen, führen zu einer verminderten Wirkung. Da bei einer PFIC Typ 2 der enterohepatische Kreislauf insuffizient ist, spricht dieser Typ der Erkrankung nicht auf das Medikament an.[2]
Pharmakokinetik
Die Bioverfügbarkeit von Odevixibat wird auf unter 1 % geschätzt, der maximale Plasmaspiegel wird nach 1 bis 5 Stunden erreicht. Die Plasmaeiweißbindung beträgt 99 %, die Halbwertszeit 2,5 Stunden.[3]
Indikation
Odevixibat wird zur Therapie der progressiven familiären intrahepatischen Cholestase bei Patienten ab 6 Monaten angewendet.
Darreichungsformen und Dosierung
Odevixibat ist als Hartkapsel erhältlich. Die Kapseln werden entweder oral eingenommen oder können alternativ geöffnet werden, um den Inhalt über das Essen zu streuen.
Die empfohlene Dosis beträgt 40 µg/kgKG einmal täglich. Tritt nach drei Monaten keine ausreichende Senkung des Gallensäurespiegels auf, kann die Dosis auf 120 µg/kgKG eskaliert werden. Hierfür stehen verschiedene Wirkstärken zur Verfügung.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- Diarrhö, weicher Stuhl, Abdominalschmerz
- erhöhte Leberwerte
- verminderte Resorption fettlöslicher Vitamine und Arzneimittel
Wechselwirkungen
- Odevixibat ist ein Substrat von P-gp. Eine gleichzeitige Anwendung mit P-gp-Inhibitoren erhöht den Plasmaspiegel von Odevixibat; dies ist jedoch nicht klinisch relevant.
- Odevixibat ist ein CYP3A4-Inhibitor. Wechselwirkungen mit CYP3A4-Substraten sind somit zu erwarten.
- Die Resorption fettlöslicher Arzneimittel (z.B. Steroidhormone in oralen Kontrazeptiva) wird vermindert.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
Zulassung
Die Zulassung des Arzneimittels erfolgte im Oktober 2021 durch die EMA. Es hat Orphan-Drug-Status.
In der Zulassungsstudie wurden 62 Personen im Alter von 6 Monaten bis 18 Jahren untersucht. Bei 33 % der Verumgruppe wurde der angestrebte Gallensäure-Plasmaspiegel von 70 µmol/l erreicht (Placebogruppe: 0 %). Symptome wie Juckreiz und verzögertes Wachstum wurden gelindert.[2]
Quellen
- ↑ Odevixibat in der pubchem Datenbank, aufgerufen am 04.10.2021
- ↑ 2,0 2,1 Odevixibat ist erste zugelassene Pharmakotherapie, Pharmazeutische Zeitung 39/2021, 29.09.2021; aufgerufen am 04.10.2021
- ↑ Fachinformation von Bylvay, aufgerufen am 04.10.2021
Weblinks
- Gelbe Liste - Odevixibat, abgerufen am 04.04.2023
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