Nierenentwicklung
Englisch: kidney development
Definition
Unter dem Begriff Nierenentwicklung versteht man die schrittweise Entwicklung der Niere während der Embryonal- und Fetalperiode.
Entstehung
Die Nieren entwickeln sich aus dem intermediärem Mesoderm. Man unterscheidet das Entwicklungsstadium der Vorniere (Pronephros), Urniere (Mesonephros) und der Nachniere (Metanephros).
Entwicklungsstadien
Vorniere
In den zervikalen Segmenten entsteht gegen Ende der dritten Woche die rudimentäre Anlage der Vorniere. Ihre Rückbildung erfolgt innerhalb von kurzer Zeit, wobei nur der Vornierengang erhalten bleibt. Dieser setzt sich zu einem späteren Zeitpunkt dann als Wolff-Gang fort.
Urniere
Im Brust- und Lendenbereich entsteht am Anfang der vierten Woche die Urniere. Ihr oberer, segmentierter Abschnitt mündet über Kanälchen in den Urnierengang, der auch als Wolff-Gang bezeichnet wird. Die Urniere nimmt für eine kurze Zeit ihre Tätigkeit auf, wird aber später bei der Frau komplett und beim Mann zum großen Teil wieder zurückgebildet. Die Verbindungen von der Urniere zum Urnierengang werden in der weiteren Entwicklung beim Mann zu den Ductuli efferentes und der Urnierengang zum Nebenhoden, dem Ductus deferens und zu den Ductus ejaculatorii.
Nachniere
Die Nachniere entwickelt sich als sog. metanephrogenes Blastem in der Beckenregion. Ihr wächst eine Ureterknospe aus dem Urnierengang entgegen. Aus der Ureterknospe entstehen die Nierenbecken, die Nierenkelche, die Nierenpapille und die Sammelrohre. Über ihre terminalen Verzweigungen legt sich metanephrogenes Blastem, aus dem die Nephrone hervorgehen.
Da sich das metanephrogene Blastem und die Ureterknospe gegenseitig in ihrer Entwicklung beeinflussen, wird dieser Vorgang auch als reziproke Induktion bezeichnet.
Aszensus der Niere
Bedingt durch das embryonale Längenwachstum steigt die Nachniere in der weiteren Entwicklung aus dem Beckenbereich (S1-S3) in den Lumbalbereich (Th12-L4) auf. Damit einher geht eine wechselnde Gefäßversorgung, die zunächst aus den Arteriae iliacae, dann aus der unteren Aorta abdominalis und zum Schluss aus der Arteria renalis in Segmenthöhe von L2 erfolgt.
Pathologie
Fehlentwicklungen können zur Nierenaplasie, zur Hufeisenniere und auch zur kongenitalen Zystenniere führen. Aus dem Ausbleiben des Aszensus resuliert die Beckenniere.
Podcast
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © blackieshoot / Unsplash
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