Narkose (Rind)
Synonyme: Allgemeinanästhesie, Narkoseerhaltung, Narkoseerhaltungsphase
Englisch: an(a)esthesia
Definition
Unter Narkose bzw. Allgemeinanästhesie versteht man eine medikamentös-induzierte Form der Anästhesie, die sowohl das Bewusstsein als auch die Schmerzempfindung des Rindes vollständig ausschaltet.
Ablauf
Prämedikation
Nach einer umfangreichen Anamnese und klinischen Untersuchung kann das Tier gemäß der ASA-Klassifikation eingeteilt werden. Danach wird vom Anästhesisten ein geeignetes Narkoseprotokoll erstellt und das Rind vorbereitet. Anschließend wird die Prämedikation durchgeführt, z.B. mit:
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Das Rind sollte die ganze Zeit über eine Maske präoxygeniert und auch während der Einleitung bis zur Intubation mit Sauerstoff versorgt werden.
Narkoseeinleitung
Nach ausreichend tiefer Sedierung kann die Narkose in Brust-Bauch-Lage eingeleitet werden. Das Protokoll hierfür basiert auf Ketamin. Aus praktischen Gründen empfiehlt sich die Verwendung eines Drei-Wege-Hahns, damit die Medikamente mit der laufenden Infusion und unter Titration in die Vene gespült werden.
- Ketamin: 2 bis 5 mg/kgKG i.v. (titrieren bis zur Intubationsfähigkeit)
Nachdem das Tier intubiert und ausreichend anästhesiert ist, kann in die Erhaltungsphase übergegangen werden.
Erhaltungsphase
Die Anästhesie wird beim Rind üblicherweise mit einem Inhalationsanästhetikum aufrecht erhalten. Dieses kann dann bei Bedarf mit einem Injektionsanästhetikum (z.B. Ketamin oder Butorphanol als Boli) ergänzt werden.
- Isofluran: MAC 1,1 bis 1,3 %
Rein intravenöse oder intramuskuläre Anästhesieprotokolle sollten nur unter Feldbedingungen und bei kurzen Eingriffen verwendet werden. Diese enthalten oftmals Kombinationen aus Xylazin, Ketamin und Butorphanol, die mit einer Mischspritze intramuskulär oder langsam intravenös zu verabreichen sind. Zusätzlich sollte auch immer geprüft werden, ob für den notwendigen Eingriff auch eine Lokalanästhesie möglich und sinnvoll ist.
Cave: Bei Wiederkäueren darf kein Lachgas eingesetzt werden. Da Lachgas sehr schnell in luftgefüllte Räume (z.B. Pansen) diffundiert und sich in diesen auch ausdehnt, ist es bei allen Wiederkäuern kontraindiziert. Als Komplikation kann es zu einer lebensbedrohlichen Pansentympanie kommen.
Postoperative Phase
Postoperativ ist auf eine adäquate Analgesie mit NSAIDs zu achten.
Literatur
- Eberspächer-Schweda E. 2020. AnästhesieSkills, Perioperatives Management bei Klein-, Heim- und Großtieren. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-1324-3222-2
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