Mitochondrienmembran-Protein-assoziierte Neurodegeneration
Synonyme: NBIA durch C19orf12-Gen-Mutation, NBIA4, Neurodegeneration mit Eisenspeicherung im Gehirn Typ 4, Neurodegeneration mit Eisenspeicherung im Gehirn durch C19orf12-Gen-Mutation
Englisch: Mitochondrial membrane protein-associated neurodegeneration
Definition
Die Mitochondrienmembran-Protein-assoziierte Neurodegeneration, kurz MPAN, ist eine angeborene Form der Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn, die sich im Kindes- oder frühen Erwachsenenalter manifestiert. Die Erkrankung ist unter anderem durch eine progressive spastische Paraparese und Dystonie gekennzeichnet.
Epidemiologie
Die MPAN ist eine sehr seltene Krankheit. Die weltweite Prävalenz wird auf 1/1.000.000 geschätzt.[1]
Genetik
In den meisten Fällen wird die MPAN autosomal-rezessiv vererbt, seltener autosomal-dominant. Ursächlich für die Erkrankung sind Mutationen im C19orf12-Gen an Genlokus 19q13.11.
Das Gen kodiert für ein kleines Transmembranprotein, das in der Mitochondrienmembran lokalisiert ist. Seine Funktion ist derzeit (2022) noch unbekannt. Man vermutet eine Beteiligung am Metabolismus von Coenzym A und der Lipidhomöostase.[1]
Symptome
Die Erkrankung beginnt in der Regel im Kindes- oder frühen Erwachsenenalter.
Symptome, die im Rahmen einer MPAN auftreten sind beispielsweise:[1][2]
- Progressive spastische Paraparese
- Dystonie
- Gangstörung
- Parkinsonismus
- Bilaterale Optikusatrophie
- Harn- bzw. Stuhlinkontinenz
- Gewichtsverlust
- Psychiatrische Symptome
- Kognitive Defizite
Diagnostik
Eine Magnetresonanztomographie des Gehirns zeigt die typischen Ablagerungen von Eisen in den Basalganglien, vor allem im Globus pallidus und der Substantia nigra. Eine Optikusatrophie wird mithilfe einer ophtalmologischen Untersuchung und visuell evozierter Potentiale nachgewiesen.
In der neuropathologischen Untersuchung sind Lewy-Körper, Tau-Proteine und axonale Sphäroide erkennbar.
Die Diagnose einer MPAN wird durch eine molekulargenetische Analyse gesichert.
Differentialdiagnosen
Als Differentialdiagnosen kommen vor allem andere Formen der Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn in Betracht.
Therapie
Derzeit (2022) ist keine kausale Therapie für die MPAN bekannt. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch, beispielsweise durch eine pharmakologische Behandlung der Spastik oder Dystonie.
Prognose
Der Verlauf der Erkrankung und die Lebenserwartung sind individuell verschieden und hängen stark von der Ausprägung der Symptomatik ab.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Orphanet - Mitochondrienmembran-Protein-assoziierte Neurodegeneration, abgerufen am 10.12.2021
- ↑ LMU Klinikum - NBIA – Krankheitsbilder, abgerufen am 10.12.2021
Literatur
- Tschentscher. Analyse der WDR45 und C19orf12 Gene bei Neurodegeneration mit Eisenansammlung im Gehirn, Dissertation, 2016
- Gregory et al. Mitochondrial Membrane Protein-Associated Neurodegeneration, GeneReview, 2021