Neuropathologie
Definition
Die Neuropathologie beschreibt ein Teilgebiet der Pathologie, das sich mit den Krankheitserscheinungen und Veränderungen des Nervengewebes beschäftigt. Das entsprechende Adjektiv lautet neuropathologisch.
Hintergrund
Die Neuropathologie umfasst die Diagnostik und Erforschung von Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems, darunter Erkrankungen der/des
Eine weiteres Aufgabengebiet der Neuropathologie sind neuromuskuläre Erkrankungen.
Im gesamten EU-Raum ist die Neuropathologie lediglich in der Bundesrepublik Deutschland ein eigenständiges Facharztgebiet. In sämtlichen anderen Ländern zählt es zum Gesamtspektrum der Pathologie.
Abgrenzung
Die der Neuropathologie am ehesten verwandten medizinischen Fachgebiete aus dem Bereich der neurologischen Systematik sind:
Bei diesen drei genannten Fächern handelt es sich um praktische Fächer, während die Neuropathologie ein klinisch-theoretisches Fachgebiet darstellt. Die Neuropathologie dient den praktisch-klinischen neurologischen Fachgebieten jedoch als unverzichtbare Stütze in Bezug auf die Prophylaxe, Diagnose und Therapie von sämtlichen neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen. Die Neuropathologie untersucht die exakte Krankheitsmorphologie und sichert daher den Nachbardisziplinen Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie den Grundpfeiler für das Verständnis der Pathogenese, also der Krankheitsentstehung und Entwicklung. So können zum Beispiel makroskopische Veränderungen der Hirnventrikel auf das Vorhandensein oder die mögliche Prädisposition zur Ausbildung einer paranoiden Schizophrenie hinweisen. Entgegen der landläufigen Meinung beschäftigt sich die Neuropathologie keineswegs nur mit der Untersuchung von Präparaten am Verstorbenen. Ein ebenso wichtiger Pfeiler dieser Fachdisziplin ist die Untersuchung von lebenden Patienten; hier geht es meistens um die histologische Auswertung von Biopsaten – zum Beispiel von Muskelproben zum Ausschluss oder zur Diagnose von neuromuskulären, degenerativen Erkrankungen. Im klinischen Alltag herrscht oft eine enge Zusammenarbeit zwischen Neuropathologen und Neurologen, Neurochirurgen und Psychiatern.
Pioniere der Neuropathologie
- Thomas Willis: Er veröffentlichte im Jahr 1667 die Pathologiae Cerebri et Nervosi Generis Specimen, was als Beginn der Neuropathologie gilt
- Ludwig Edinger
- Alois Alzheimer
- Korbinian Brodmann
- Bernhard von Gudden
- Emil Kraepelin
- Franz Nissl
- Walther Spielmeyer
- Harvey Williams Cushing
- Wilhelm Tönnis
Untersuchungen
- Entnahme von Muskelbiopsien bei Verdacht auf neuromuskuläre Erkrankungen
- Nervenbiopsien (Diagnose von neurodegenerativen Erkrankungen, wie Entmarkungskrankheiten)
- Liquoruntersuchung (Liquorzytologie)
- Molekularpathologie
- Autopsie und postmortale Untersuchung von Nervengewebe
um diese Funktion zu nutzen.