Ballismus
Synonym: Ballistisches Syndrom, Hemiballismus
Englisch: ballism
Definition
Der Ballismus ist eine seltene, mit Hyperkinesien (Jaktationen) einhergehende neurologische Erkrankung. Sie ist durch unwillkürliche, plötzlich einsetzende, schleudernde oder wurfartige Bewegungen gekennzeichnet - vor allem im Bereich der Arme. Der Ballismus zählt neben Chorea Huntington zu den hypoton-hyperkinetischen Bewegungsstörungen. Meistens ist nur eine Körperhälfte vom Ballismus betroffen, sodass ein Hemiballismus besteht.
Ätiologie
Ein Ballismus entsteht aufgrund von Schädigungen des Nucleus subthalamicus oder dessen Verbindungen zum Pallidum. Bei einem Hemiballismus ist hierbei der jeweils kontralaterale Nucleus subthalamicus betroffen.
Ursache der Schädigung sind vor allem
- Hirninfarkte
- intrazerebrale Blutungen (z.B. Subarachnoidalblutung, Angiome)
- Hirntumore und Metastasen
Seltener wird ein (Hemi-)Ballismus durch eine tuberkulöse Meningitis, Neurosyphilis, virale Enzephalitis oder traumatische Verletzungen des Gehirns (z.B. nach neurochirurgischen Eingriffen) verursacht.
Formen
Ballismus kann einseitig oder zweiseitig (bilateral) auftreten, wobei die bilateralen Formen deutlich seltener vorkommen.
Einseitige Formen
- Hemiballismus: Ballismus einer Körperhälfte
- Monoballismus: Ballismus einer Extremität
Bilaterale Formen
Symptomatik
Betroffene Patienten führen unwillkürlich plötzlich einsetzende schleudernde, wurfartige Bewegungen vor allem im Bereich der Arme aus. Gezielte Bewegungen sind dabei nicht mehr möglich. Der Patient gefährdet sich durch die unkontrollierten Bewegungen selbst.
Diagnose
Die Diagnose erschließt sich durch klinische Untersuchung und Bildgebung. Im MRT oder CT lassen sich herdförmige Läsionen des Nucleus subthalamicus nachweisen.
Differentialdiagnosen
Prognose
Der Verlauf eines Ballismus ist schwer zu prognostizieren und abhängig von der zugrunde liegenden Ursache. Einige Fälle tendiert zur langsamen Progression, die in einer Hemiparese der betroffenen Seite enden kann. In anderen Fällen kommt es nach 6-12 Monaten zur spontanen Remission der Erkrankung.
Therapie
Die ballistischen Bewegungsabläufe können durch die hochdosierte Gabe von Valproinsäure (ein Antikonvulsivum) gehemmt werden, so dass die Gefahr von Selbstverletzungen und totaler Erschöpfung abnimmt. Weitere mögliche medikamentöse Maßnahmen sind:
In einem Einzelfall konnte unter Einnahme von MDMA (Ecstasy) eine Verbesserung der Symptome beobachtet werden.
Führt die medikamentöse Therapie nicht zum Erfolg, kommen in schweren Fällen auch neurochirurgische Therapieverfahren in Betracht:
Anmerkung: Aufgrund der geringen Fallzahl ist die Aussagekraft der vorliegenden klinischen Studien zur Therapie des Ballismus gering und basiert teilweise auf Einzelfallbeobachtungen.