Milwaukee-Schultersyndrom
Englisch: Milwaukee shoulder syndrome
Definition
Milwaukee-Schultersyndrom, kurz MSS, ist eine seltene, destruktive Arthropathie des Schultergelenks, die im Rahmen einer Hydroxylapatit-Ablagerungserkrankung (HADD) auftreten kann. Sie kommt typischerweise bei älteren Frauen vor.
Ätiopathogenese
Die Erkrankung entsteht durch die chronische Ablagerung von basischem Calciumphosphat (Hydroxylapatit) im periartikulären Gewebe. Diese Kristalle können durch Mikrotraumen, degenerative Veränderungen oder gestörten Kalziumstoffwechsel entstehen.
Die freigesetzten Hydroxyapatitkristalle induzieren über Phagozytose durch Synovialzellen und Monozyten eine lokale enzymatische Gewebezerstörung. Dies führt zur Destruktion der Rotatorenmanschette und zur chronischen Gelenkergussbildung. Anders als bei Gicht oder Pseudogicht liegt keine ausgeprägte Entzündungsreaktion vor.
Klinik
Das Milwaukee-Schultersyndrom äußert sich durch chronische Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung im Bereich der Schulter. Oft kommt es zum hämorrhagischem Gelenkerguss und einer Ruptur der Rotatorenmanschette.
Diagnostik
Klinisch fällt die Erkrankung durch chronisch-progrediente Schulterschmerzen und eine erhebliche Bewegungseinschränkung auf. Röntgenaufnahmen zeigen charakteristische periartikuläre Verkalkungen, Superiorisierung des Humeruskopfs und eine Verschmälerung des Gelenkspalts. Der Gelenkerguss kann durch Sonografie oder MRT dargestellt werden. Die Gelenkpunktion liefert seröse oder blutig-seröse Flüssigkeit. Der Nachweis von Hydroxylapatit-Kristallen gelingt jedoch meist nur mithilfe der Elektronenmikroskopie.
Differentialdiagnosen
Therapie
Die Therapie erfolgt in erster Linie symptomatisch. Im Vordergrund steht die konservative Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika zur Schmerzlinderung, kombiniert mit physikalischer Therapie zur Erhaltung der Gelenkfunktion. Intraartikuläre Kortikosteroidinjektionen können bei ausgeprägter Symptomatik zum Einsatz kommen.
Bei fortgeschrittener Gelenkzerstörung oder therapierefraktärem Verlauf können operative Maßnahmen erforderlich werden, darunter ein arthroskopisches Debridement, eine Synovektomie oder – in schweren Fällen – der endoprothetische Gelenkersatz
Literatur
- Resnick, Diagnosis of Bone and Joint Disorders, 4. Auflage, Saunders Elsevier, 2002
- irheuma.com - Milwaukee Shoulder Syndrome, abgerufen am 07.07.2025