Migalastat
Handelsname: Galafold®
Synonym: 1-Deoxygalactonojirimycin
Englisch: migalastat
Definition
Migalastat ist ein Arzneistoff zur Behandlung des Morbus Fabry, der durch Bindung an bestimmte Mutanten der α-Galactosidase A deren richtige Faltung induziert.
Chemie
Migalastat ist ein Iminozucker, also ein Kohlenhydrat, bei dem das Sauerstoffatom im Ring durch ein Stickstoffatom ersetzt ist. Bis auf den fehlenden Substituenten am C1-Atom des Rings ist es ein Analogon der Galactose. Chemisch lässt es sich vom Nojirimycin ableiten.
Die Summenformel von Migalastat lautet C6H13NO4; das Molekulargewicht beträgt 163,17 g/mol.
Wirkmechanismus
Migalastat ist ein pharmakologisches Chaperon, das selektiv, reversibel und mit hoher Affinität an bestimmte mutierte Formen der α-Galactosidase A bindet. Diese Bindung stabilisiert die mutierte Form des Enzyms und fördert deren Transport zu Lysosomen, wo dessen Aktivität durch die Dissoziation von Migalastat wiederhergestellt wird.[1]
Pharmakokinetik
Die Bioverfügbarkeit von oral aufgenommem Migalastat beträgt etwa 75%. Maximale Plasmaspiegel werden nach ca. 3 Stunden erreicht. Migalastat ist kein Substrat von Glucuronyltransferase, P-gp oder Enzymen der Cytochrom-P450-Familie. Die Elimination erfolgt zum Großteil über den Harn, zu einem geringeren Anteil über den Stuhl.[2]
Indikation
Migalastat wird für die Dauerbehandlung von Patienten ab 16 Jahren mit diagnostisch gesichertem Morbus Fabry verwendet - sofern sie eine auf die Behandlung ansprechende Mutation aufweisen.[2]
Welche Mutanten auf Migalastat ansprechen, kann auf der Hersteller-Website abgefagt haben.
Darreichungsform
Migalastat wird oral in Form von Hartkapseln verabreicht.
Dosierung
Die empfohlene Dosis beträgt 123 mg Migalastat alle zwei Tage, möglichst zur selben Uhrzeit. Das Medikament sollte nicht 2 Stunden vor oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden, da dies die Resorption beeinflussen würde.
Nebenwirkungen
Häufig auftretende Nebenwirkungen sind:[2]:
Wechselwirkungen
Da Migalistat nicht von CYP1A2, CYP2B6 oder CYP3A4 verstoffwechselt wird, und andere Enzyme der Metabolisierung nicht beeinflusst, sind in Hinsicht auf die Metabolisierung keine Wechselwirkungen zu erwarten [2].
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
Zulassung
Die Zulassung durch die EU-Kommission erfolgte im Mai 2016.
Nutzenbewertung
Migalastat ist als Orphan Drug zugelassen. Gemäß §35a SGB V gilt deshalb der Zusatznutzen des Arzneimittels bereits durch die Zulassung als belegt.[3]
Kosten
Laut IQWiG betragen die Jahrestherapiekosten mit Migalistat rund 270.000 €. Die Anzahl der möglichen Patienten in Deutschland liegt zwischen 20 und 491.[3]