Lidverletzung (Pferd)
Definition
Als Lidverletzung bezeichnet man eine traumatisch verursachte Schädigung des Augenlids beim Pferd.
Ätiopathogenese
Bei Lidverletzungen handelt es sich meist um Quetschungen oder Wunden. Quetschungen werden durch stumpfe Gewalteinwirkung, z.B. durch Aufschlagen des Kopfes oder stundenlanges Festliegen, verursacht. Wunden stellen sich meist als Riss- oder Schnittwunden dar, wobei meist das obere Lid betroffen ist. In vielen Fällen sind auch tiefere Strukturen (Lidmuskulatur, palpebrale Konjunktiva etc.) betroffen.
Symptome
Quetschungen oder Verletzungen führen häufig sehr rasch zu ödematösen Schwellungen der Konjunktiven (Chemosis), subkonjunktivalen Blutungen und starkem Tränenfluss. Die Lidspalte ist meist verengt (Blepharospasmus).
Diagnostik
Eine sorgfältige Untersuchung des gesamten Auges und der umgebenden Strukturen unter Sedierung und Lokalanästhesie zum Ausschluss weiterer Verletzungen (v.a. der Kornea und Sklera) ist notwendig. Zusätzlich zur Adspektion ist eine genaue Palpation der knöchernen Strukturen und ein Fluoreszeintest durchzuführen.
Weitere bildgebende Verfahren (Röntgen, Ultraschall, Computertomographie) sind individuell zu erwägen.
Therapie
Bei Quetschungen ohne Beteiligung der Orbita oder des Bulbus führt eine systemische Therapie mit nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAR) in der Regel rasch zur Schmerzstillung und Abschwellung. Zusätzlich können kühle Kompressen lokal angewendet werden. Es sollte außerdem ein Antibiotikum 3- bis 4-mal täglich in den Bindehautsack eingebracht werden.
Lidrandverletzungen werden genäht, wobei man herabhängende Lidanteile keinesfalls entfernen darf. Ziel ist eine Wiederherstellung der Lidfunktion mittels eng liegenden Nähten und feinem Nahtmaterial. Je nach Tiefe der Wunde müssen mehrere Schichten genäht werden. In der Regel sollten die Patienten zusätzlich mit systemischen Antibiotika und nichtsteroidalen Antiphlogistika (z.B. Flunixin 1,1 mg/kgKG SID p.o.) therapiert werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016.