Larvierte Depression
von lateinisch: larva - Maske
Synonyme: maskierte Depression, somatisierte Depression
Definition
Unter einer larvierten Depression versteht man eine depressive Episode, die mit körperlichen Beschwerden einhergeht, bzw. sich hinter ihnen verbirgt. Es handelt sich also um kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern um eine Diagnose, die eigentlich nur im Rückblick gestellt werden kann.
Pathophysiologie
In neurobiologischen Untersuchungen konnte der Nachweis erbracht werden, dass somatische Symptome mit Hirnfunktionsstörungen korrelieren, die auch für die Depression verantwortlich sind. So konnte in MRI-Untersuchungen gezeigt werden, dass psychischer und emotionaler Schmerz zu einer Aktivierung der gleichen Regionen wie physische Schmerzreize führen.
Untersuchungen der Stressachse dokumentieren sowohl bei der Depression, als auch bei Schmerzen eine neuroendokrine Dysregulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse mit Überproduktion des Corticotropin-freisetzenden Hormons (CRH), was die Parallelität funktioneller Veränderungen physiologischer Parameter in der Depression und bei Schmerzzuständen belegt.
Des Weiteren ist bekannt, dass der Mangel an den Monoaminen Serotonin und Noradrenalin in den absteigenden, inhibitorischen Schmerzbahnen eine wesentliche Rolle spielt und für die Entstehung von somatischen Beschwerden in der Depression von Bedeutung sind.
Klinik
Statt vordergründig eine schlechte Stimmung zu empfinden, kommt es zum Beispiel zu Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit oder anderen Symptomen, die auf den ersten Blick nichts mit einer Depression zu tun haben. Das führt dazu, dass weder man selbst als Betroffener noch die Personen um einen herum auf die Idee kommen, was hinter diesen körperlichen Beschwerden in Wirklichkeit steckt.
Weitere Symptome einer larvierten Depression
- Herzsymptome, mit Brennen und Druckgefühl, und funktioneller Störung im Schlagrhythmus; Blutdruck kann erhöht oder erniedrigt sein (DD: Hyperthyreose)
- Kloßgefühl in der Halsgegend (Globus hystericus)
- Visuelle und auditive Störungen
- Störungen der Sexualfunktion: Wegfall von Libido und sexueller Appetenz
- Appetitmangel und Gewichtsverlust, ebenso wie Heißhungerattacken
- Atemstörungen, blockierte Atmung, Reifengefühl um die Brust, Auftreten verstärkter Anfälle bei Asthmatikern
- Rückenschmerzen
- Schlafstörungen, zerhackter Schlaf, klassisches Morgentief mit Müdigkeit und dem Gefühl der Zerschlagenheit; Besserung am Nachmittag bzw. am Abend
- Beschwerden von Seiten des Urogenitaltrakts: Brennen beim Wasserlassen, schmerzhafter Harn- und Stuhldrang, funktionelle Prostata-Beschwerden (Prostatopathie), Stotterblase, bei Frauen auch Fluor genitalis
- Oberbauchbeschwerden, Blähungen und kolikartige Leibbeschwerden, Magendruck bzw. Völlegefühl, Verstopfung
- Durch eine Verminderung der körpereigenen Immunabwehr: Anfälligkeit für Infektionen aller Art
Wenn eine Depression einmal als solche erkannt und diagnostisch eingeordnet ist, ist sie zwangsläufig nicht mehr larviert.
Diagnose
Die heute für diese Patienten etablierten Diagnosen betonen wieder stärker die körperliche Symptomatik. Früher als "larviert depressiv" diagnostizierte Patienten erhalten nach ICD-10 heute vorwiegend folgende Diagnosen:
Differentialdiagnose
Viele Forscher und Kliniker lehnen den Begriff der larvierten Depression ab. Doch unabhängig davon, ob man den Begriff verwendet oder nicht, gibt es durchaus Überschneidungen zwischen Depression und einer Fibromyalgie.
Dabei gibt es jedoch charakteristische Unterschiede: Die körperlichen Beschwerden bei der Depression sind meist wechselnder, diffuser und schwerer eingrenzbar, als dies bei der Fibromyalgie der Fall ist. Eindeutig ist aber vor allem eines: Bei der Depression fehlen in aller Regel die schmerzhaften tender-points.
Therapie
Als Therapie werden medikamentöse Behandlung (z.B. [[Antidepressivum|Antidepressiva[[), begleitende Psychotherapie und unterstützende Maßnahmen wie Lichttherapie empfohlen.
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