Intrakranielle Atherosklerose
Englisch: intracranial atherosclerotic disease, ICAD
Definition
Als intrakranielle Atherosklerose, kurz ICAD, wird die Manifestation der Atherosklerose in den großen intrakraniellen Arterien bezeichnet. Aufgrund von hämodynamisch relevanten exzentrischen Stenosen und Plaqueruptur mit Embolien stellt sie eine Ursache für Hirninfarkte dar.
Epidemiologie
Die Inzidenz intrakranieller Stenosen beträgt ca. 3-10 %. In Europa stellt die ICAD mit 5-10 % aller Schlaganfälle die dritthäufigste Ursache dar (nach kardialen Embolien und symptomatischer Karotisstenose). Bei Afroamerikanern, Mittel- und Südamerikanern ist sie für 15-20 %, bei Ostasiaten sogar für 30-40 % der Schlaganfälle verantwortlich.
Risikofaktoren
Für die ICAD gelten die gleichen Risikofaktoren wie für die Atherosklerose in anderen Körperregionen, u.a. arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie, Nikotinabusus und Diabetes mellitus.
Klinik
Eine intrakranielle Atherosklerose ist ein häufiger asymptomatischer Zufallsbefund in der Bildgebung. Sie kann jedoch auch zu transitorischen ischämischen Attacken (TIA) oder ischämischen Schlaganfällen führen.
Diagnostik
- Kraniale Computertomographie (cCT) und CT-Angiographie (CTA)
- Kraniale Magnetresonanztomographie (cMRT) und MR-Angiographie (MRA)
- Digitale Subtraktionsangiographie (DSA): diagnostischer Goldstandard
- Transkranielle Dopplersonographie: Nachweis basaler Stenosen. Beurteilung des Stenosegrads anhand der Flussbeschleunigung. Primär zur Verlaufskontrolle geeignet.
Differenzialdiagnosen
- zerebrale Vaskulitis: häufig kleinere Gefäße schwerpunktmäßig befallen; DSA evtl. unauffällig (bei Kleingefäßvaskulitis); häufiger intrakranielle Blutungen; Liquor meist entzündlich verändert; konzentrische Stenosen
- intrakranielle arterielle Dissektion: lokaler Prozess; exzentrische Stenose möglich; ggf. Nachweis Intima-Flap oder Wandhämatom
- Moyamoya-Erkrankung: posteriore Zirkulation i.d.R. nicht betroffen; bilateral-symmetrische Stenose des Karotis-T mit basalen und transduralen Kollateralen; Ivy-Zeichen in FLAIR-Sequenz
- zerebraler Vasospasmus: reversible konzentrische Stenosen; meist Komplikation der Subarachnoidalblutung
Therapie
Grundlage der Behandlung der ICAD ist die antithrombotische Therapie (Antikoagulation und/oder Thrombozytenaggregationshemmer) sowie eine Beseitigung der Risikofaktoren. Weiterhin können endovaskuläre Stentimplantationen durchgeführt werden.
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