Inadäquate Sinustachykardie
Englisch: inappropriate sinus tachycardia
Definition
Die inadäquate Sinustachykardie, kurz IST, ist eine seltene Herzrhythmusstörung, die zu den supraventrikulären Tachykardien (SVT) gehört. Sie wird von manchen Autoren als Sonderform der fokalen atrialen Tachykardie (FAT) gewertet.[1]
Epidemiologie
Zur Häufigkeit der IST gibt es zur Zeit (2019) keine zuverlässigen Angaben. Das Krankheitsbild ist ingesamt selten. Betroffen sind zum überwiegenden Teil Frauen.
Ursachen
Der inadäquaten Sinustachykardie liegt eine Anomalie im Sinusknoten zugrunde, deren genaue Ursache unbekannt ist. Als Auslöser werden Toxine, Viren und iatrogene Faktoren diskutiert.
Das Erregungszentrum liegt im Gebiet des Sinusknotens bzw. in dessen unmittelbarer Nachbarschaft. Dabei können neben dem Sinusknoten Zellen existieren, die aufgrund einer Entkoppelung vom autonomen Nervensystem plötzliche Frequenzerhöhungen verursachen, die meist katecholaminabhängig sind.
Symptomatik
Die IST verläuft in der Regel chronisch. Die Herzfrequenz liegt selbst in Ruhe bei über 100 Schlägen/min, ohne dass ein Zusammenhang mit körperlicher Belastung, psychischer Erregung oder anderen sekundären Ursachen für eine Frequenzsteigerung vorliegt. Es kann eine Herzfrequenz bis 200 Schlägen/min erreicht werden. Mögliche Symptome sind:
- Herzklopfen/Herzrasen
- Schwindel
- Dyspnoe
- Brustschmerz
- Schwitzen
- Erschöpfungszustände
- Belastungsintoleranz
- Müdigkeit
- Benommenheit
- Präsynkopen und Synkopen
- Hypotonie
Die Erkrankung kann auch inapparent verlaufen. Häufig ist die Symptomatik jedoch belastend und schränkt die Lebensqualität der Patienten ein.
Diagnostik
Die Diagnostik erfolgt per EKG und Langzeit-EKG. Andere Formen einer supraventrikulären Tachykardie müssen ausgeschlossen werden, insbesondere sekundäre Sinustachykardien durch Anämie, endokrine Störungen (z.B. Hyperthyreose), chronische Schmerzen, Angststörungen oder Medikamente.
Im EKG zeigt sich eine Sinustachykardie in Ruhe bei normaler P-Welle. Die mittlere Herzfrequenz liegt bei über 95 Schlägen/min und ist in der Nacht nur minimal abgesenkt. Bereits eine geringe Aktivität kann zu einem inadäquat starken Herzfrequenzanstieg führen.
Therapie
Da die Pathogenese weitgehend unklar ist, gibt es zur Zeit (2019) keine klaren Behandlungsempfehlungen für die IST. Die Behandlung ist oft probatorisch. Als erster Versuch ist eine medikamentöse Behandlung mit Betablockern angezeigt. Als weitere Optionen stehen Calciumkanalblocker, Antiarrhythmika der Klasse IC und Herzglykoside zur Verfügung. Bei medikamentöser Therapieresistenz ist eine Radiofrequenzablation (RFC-Ablation) zu erwägen. In therapierefraktären Fällen kann eine Exzision des Sinusknotens mit anschließender Schrittmachertherapie als Ultima ratio erfolgen.
Quellen
- ↑ Haverkamp W: Atriale Tachykardien, abgerufen am 12.1.2019
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